Klauenbeinfraktur (Rind)
Synonym: Fraktur des Klauenbeins
Definition
Als Klauenbeinfraktur bezeichnet man eine meist traumatisch bedingte Fraktur des Klauenbeins beim Rind, die zu einer ausgeprägten Lahmheit führt.
Ätiologie
Klauenbeinfrakturen sind in den meisten Fällen traumatisch bedingt. Die Verletzungen entstehen durch das Ausrutschen auf glatten, rutschigen und harten Oberflächen oder durch Herumspringen auf der Weide. Pathologische Frakturen hingegen werden oftmals im Zusammenhang mit einer Osteomyelitis des Klauenbeins oder des Tuberculum flexorium infolge eines komplizierten Sohlengeschwürs beobachtet.
Offene Frakturen treten häufig im Zusammenhang mit einer Exungulation, Luxationen des Klauengelenks oder einem hochgradigen Trauma mit massiver Beschädigung des Hornschuhs auf.
Epidemiologie
Klauenbeinfrakturen sind häufig vorkommende Frakturen beim Rind und werden sowohl in Stall- als auch in Weidehaltung beobachtet. Meist ist nur eine Klaue betroffen - entweder die laterale Klaue an der Hintergliedmaße oder die mediale Klaue an der Vordergliedmaße.
Pathogenese
In den meisten Fällen handelt es sich um eine gedeckte und transversal verlaufende Fraktur mit Beteiligung des Klauengelenks (intraartikuläre Transversalfraktur). Im Gegensatz dazu treten longitudinale Frakturen nur selten auf - und wenn, dann in Form einer offenen Fraktur.
Bei transversalen Frakturen befindet sich der Frakturspalt großteils im mittleren bis proximalen Abschnitt des Klauenbeins - am Übergang des Tuberculum flexorium in den Körper. In diesem Bereich ist die Facies solearis konkav gewölbt, sodass der Knochen aufgrund der verminderten Dicke in diesem Abschnitt eine prädisponierende Schwachstelle darstellt. Bei gedeckten Frakturen ist der Frakturspalt oftmals klein, weshalb es aufgrund der straffen Umschließung durch die Hornkapsel auch nur zu geringgradigen Dislokationen der Frakturfragmente kommt. Offene Frakturen hingegen gehen grundsätzlich mit einer hochgradigen Verlagerung der Frakturfragmente sowie einer Wundinfektion einher.
Klinik
Erkrankte Rinder leiden plötzlich an einer akut einsetzenden und hochgradigen Lahmheit (Grad 3 bis 5). Die betroffene Gliedmaße wird entlastet, sodass beim Vorführen aufgrund der Ausgleichsbewegung eine Abduktion (Fraktur des lateralen Klauenbeins) oder Adduktion (Fraktur des medialen Klauenbeins) auffällt. Ist die laterale Klaue betroffen, wird die kranke Gliedmaße pathognomonisch vor die gesunde Gliedmaße gesetzt oder kreuzt diese sogar vollständig (typische Haltung).
Die frakturierte Klaue ist höher temperiert und bei der Zangenpalpation sowie manuellen Manipulation (Extension, Flexion und Rotation) hochgradig schmerzhaft. Als Zeichen einer akuten Entzündung pulsiert die Hauptmittelfußarterie verstärkt. Gedeckte Frakturen gehen nur selten mit deutlich erkennbaren Läsionen an der Klaue einher. Offene Frakturen sind durch eine blutende oder gar eiternde Wunde im Bereich des Interdigitalspalts gekennzeichnet. Da das Klauengelenk häufig auch betroffen ist, liegt gleichzeitig eine septische Arthritis vor.
Differenzialdiagnosen
- Prellungen der Klaue mit hochgradiger Quetschung der Sohlenlederhaut
- Distorsionen im Klauengelenk
- Infektionen der Klauenlederhaut
- Frakturen anderer Zehenknochen (selten)
Diagnose
Bei offenen Klauenbeinfrakturen ist die Diagnose anhand der klinischen und orthopädischen Untersuchung zu stellen. Gedeckte Frakturen hingegen lassen sich erst mittels Röntgenaufnahmen bestätigen. Hierfür sind lateromediale, dorsopalmare bzw. dorsoplantare, schräge Projektionen sowie eine interdigitale Röntgenaufnahme notwendig.
Therapie
Die Behandlung zielt auf eine Immobilisation der frakturierten Klaue sowie Reduzierung der Zugwirkung der tiefen Beugesehne auf das Klauenbein ab. Durch das Kleben eines Klotzes auf die gesunde Nachbarklaue kann die betroffene Klaue für 6 bis 8 Wochen ruhig gestellt werden. Die Tiere sind während dieser Zeit in einer Krankenbox weich aufzustallen.
Bei offenen Frakturen richtet sich die Therapie nach den vorliegenden Befunden. Bei septischer Gelenkbeteiligung ist oftmals nur mehr eine Amputation möglich.
Literatur
- A.Univ.-Prof. Dr. Johann Kofler Dipl. ECBHM. Skriptum - Orthopädische Erkrankungen & Orthopädische Operationen bei Wiederkäuern. Neu überarbeitet im Jänner 2015. Klinik für Wiederkäuer, Vetmeduni Wien.
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