Synonym: Kieferluxation
Englisch: Englisch: luxation of the temporomandibular joint
Die Kiefergelenksluxation ist eine unphysiologische Verlagerung (Luxation) der gelenkbeteiligten Knochen des Kiefergelenks beim Hund.
Zu einer Verlagerung des Kiefergelenkköpfchens (Caput mandibulae) aus der Kiefergelenkspfanne (Fossa mandibularis) kommt es oft nach einem mechanischen Trauma. Das Kiefergelenksköpfchen wird dabei meist nach rostrodorsal vor die Facies articularis (Gelenkfläche) verlagert. Eine retrale Verlagerung hingegen kommt nur sehr selten vor und ist immer mit einer Fraktur des Processus retroarticularis vergesellschaftet.
Eine Dysplasie kann eine Verlagerung des Kiefergelenks begünstigen. In diesen Fällen treten auch habituelle Luxationen mit der Möglichkeit zur selbstständigen Reposition auf.
Betroffene Tiere zeigen einen behinderten Kieferschluss. Bei einer einseitigen (unilateralen) Luxation mit rostrodorsaler Verlagerung des Kiefergelenkköpfchens ist die Unterkiefermitte zur gesunden Seite hin verschoben. Aufgrund des gestörten Kieferschlusses kommt es zu vermehrtem Speicheln (Hypersalivation) sowie Kratzen und Reiben am Kiefer. Eine Futteraufnahme ist kaum mehr möglich.
Differenzialdiagnostisch sind alle Erkrankungen mit Störungen des Kieferschlusses auszuschließen, z.B. Zahnfrakturen mit störendem Fragment, Kieferfehlstellungen, Kieferfrakturen und Kiefertumoren.
Im Zuge der allgemeinen klinischen Untersuchung wird der Kieferschluss geprüft und dabei auf eine Deviation des Unterkiefers geachtet. Um die Diagnose bestätigen sowie Frakturen ausschließen zu können, sollte stets eine Röntgenstudie angefertigt werden: In dorsoventralem (frontomandibulär) oder ventrodorsalen Strahlengang kann die Lage des Kiefergelenksköpfchens in rostrokaudaler Richtung gut beurteilt werden. Im lateral-obliquen (Schrägprojektion) Strahlengang ist eine isolierte Darstellung des Kiefergelenksköpfchens möglich.
Die beste Visualisierung des Kiefergelenks gelingt mithilfe der Computer- oder Kernspintomographie.
Ziel der Therapie ist, das luxierte Kiefergelenksköpfchen wieder in die Kiefergelenkspfanne zu repositionieren. Dabei kann unter Verwendung eines Hypomochlions (z.B. einer auf Höhe der Prämolaren quer durch die Maulhöhle positionierte und mit Tape umwickelte Einmalspritze) eine unblutige Reposition versucht werden. Der Unterkiefer wird dann rostral über das Hypomochlion nach dorsal gedrückt und anschließend nach kaudal zurück in die Gelenkpfanne geschoben. Kommt es zu Rezidiven wird nach neuerlicher Reposition eine Fixierung des Unterkiefers im Schlussbiss notwendig. Dies kann z.B. durch das Anlegen einer Maulschlinge oder mittels Verblockung der Eckzähne von Ober- und Unterkiefer durch Kompositbrücken erfolgen.
Bei einer vollständigen Inhibierung der Kieferöffnung im Schlussbiss muss die Ernährung über eine Ösopaghussonde gewährleistet werden.
Die Prognose einer traumatischen Kiefergelenksluxation und anschließender korrekter Reposition ist grundsätzlich gut.
Tags: Haussäugetier, Hund, Kiefergelenk, Luxation, Mandibula, Maxilla
Fachgebiete: Chirurgie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 4. Dezember 2019 um 19:05 Uhr bearbeitet.
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