Kalmus
Lateinisch: Acorus calamus
Englisch: sweet flag, calamus
Definition
Kalmus, botanisch als Acorus calamus bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kalmusgewächse (Acoraceae). Das Rhizom zeichnet sich durch den Gehalt von ätherischem Öl aus.
Eigenschaften
Kalmus ist eine bis zu 2 Meter große Pflanze von charakteristisch aromatischem Geruch, die auf (zum Teil ständig) feuchten bis nassen Böden (z.B. an Teichen) wächst. Sie bildet große, lanzettliche, zweizeilig gestellte Blätter und gelbgrüne, unscheinbare Blüten, die in einem bis 8 Zentimeter langen Blütenkolben angeordnet sind. Die Blütezeit ist im Juni und Juli. Darüber hinaus hat Kalmus einen kriechenden Wurzelstock. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Asien, ist mittlerweile jedoch auch in Mitteleuropa zu finden.
Pharmazeutische Droge
Kalmuswurzelstock (Calami rhizoma)
Als Droge im pharmazeutischen Sinne wird der von Wurzeln und Blattresten befreite, getrocknete und meist geschälte Wurzelstock (Rhizom) der Pflanze verwendet. Er hat längliche Blatt- und rundliche Wurzelnarben und einen Durchmesser von bis zu 2 cm. Er ist weißlich mit rötlichem Schein und weich (Aerenchym). Im ungeschälten Zustand (mit Rinde) ist der Querschnitt durch einen zentralen Zylinder gekennzeichnet. Der Geruch ist schwach aromatisch und charakteristisch, während der Geschmack aromatisch-bitter und etwas gewürzartig ist. Handelsformen werden fein geschnitten oder grob zerkleinert angeboten.
Kalmusöl (Oleum Calami)
Die Rhizom-Droge liefert weiterhin ätherisches Öl, das in reiner Form vermarktet wird.
Inhaltstoffe
Die Rhizom-Droge enthält bis zu 9 % ätherisches Öl sowie Bitterstoffe und Gerbstoffe. Das ätherische Öl enthält Caryophyllen, Humulen und vor allem Asaron (α-(trans)- und β -(cis)-Asaron); letzteres ist maßgebend für die Wirkungen der Droge.
Indikation
Innerlich ist die Anwendung der Droge bei dyspeptischen Beschwerden des Magens (etwa Völlegefühl, Appetitmangel) als Amarum aromaticum angezeigt. Volksmedizinische Anwendungsgebiete sind unter anderem Schlafstörungen, Depressionen und Neurosen. Die Anwendung ist kritisch zu betrachten.
siehe: Toxikologie
Applikation
Kalmus wird peroral appliziert.
Darreichungsformen
Kalmus ist als Aufguss (Tee) oder in Fertigarzneimitteln vorhanden.
Für einen Teeaufguss werden 1 bis 1,5 g der fein geschnittenen oder grob zerkleinerten Droge mit kochendem Wasser übergossen oder kalt zubereitet und kurz zum Kochen gebracht. 3 bis 5 Minuten nach dem Aufbrühen wird der Tee durch ein Sieb gegeben. Der Tee kann als aromatisches Bittermittel zu den Mahlzeiten getrunken werden. Eine längere Einnahme sollte vermieden werden.
Ethnobotanik
Die Kri-Indianer Kanadas nutzen die Pflanze als Arzneipflanze bei Erschöpfung, Kopfschmerzen und Zahnschmerzen sowie zur Mundhygiene und bei asthmatischen Beschwerden. Eventuell wird auch von der psychotropen Wirkung Nutzen gezogen (Rauschmittel). Es werden Teile des Rhizoms geraucht, geschnupft, gekaut oder als Teeaufguss getrunken.
Toxikologie
Vor allem β-Asaron hat sich als karzinogen (krebserzeugend) erwiesen. Daneben ist Asaron hepatotoxisch (leberschädigend). In hohen Dosen (Überdosierung), etwa durch gezielten Konsum des ätherischen Öls zwecks Rauschwirkung, wirken beide Isomere des Asarons halluzinogen. Der Rausch ist mit einem Lysergid-Rausch (LSD) vergleichbar.
Literatur
- Roth et al.: Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol Verlag, Karlsruhe/ München, 2008.
- Alberts & Mullen: Psychoaktive Pflanzen, Pilze und Tiere, Franckh Kosmos, Stuttgart, 2006.
- Blaschek W. Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart; 2015.
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