Skaphoidfraktur
Synonyme: Kahnbeinbruch, Kahnbeinfraktur, Scaphoidfraktur
Definition
Die Skaphoidfraktur ist eine Fraktur des Os scaphoideum (Kahnbein).
- ICD10-Code: S62.0
Epidemiologie
Die Skaphoidfraktur ist mit 50-80 % die häufigste Fraktur der Handwurzelknochen. Weiterhin macht sie ca. 2-7 % aller Frakturen aus. Männer sind sechsmal häufiger betroffen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Dabei ist in 60-80 % d.F. das mittlere Kahnbeindrittel frakturiert, in 20-30 % das proximale Drittel.
Pathomechanismus
Typischer Pathomechanismus für die Skaphoidfraktur ist ein Sturz auf die gestreckte Hand, meist beim Sport.
Einteilung
...nach Herbert und Fisher
- A1: Fraktur des Tuberculum ossis scaphoidei
- A2: Fraktur der Kahnbeintaille
- B1: Fraktur schräg im mittleren Drittel verlaufend
- B2: Fraktur quer im mittleren Drittel verlaufend
- B3: Fraktur des proximalen Drittels
- B4: perilunäre Luxationsfraktur
- B5: Fraktur mit mehreren großen Fragmenten
- C: verzögert heilende Fraktur jeglicher Lokalisation
- D1: straffe Pseudarthrose (fibrous non-union)
- D2: mobile Pseudarthrose (sclerotic non-union)
...nach Krimmer
- A: stabil
- A1: nicht dislozierte Fraktur des Tuberculum
- A2: nicht dislozierte Fraktur im mittleren oder distalen Drittel des Skaphoids
- B: instabil
- B1: lange Schrägfraktur
- B2: dislozierte Fraktur
- B3: proximale Fraktur
- B4: transskaphoidale perilunäre Luxationsfraktur (De-Quervain-Luxationsfraktur)
...nach AO-Klassifikation
- 24-C1: Avulsionsfraktur
- 24-C2: horizontale bzw. transversale Fraktur
- 24-C2.1: Frakturen des distalen Drittels
- 24-C2.2: Frakturen des mittleren Drittels
- 24-C2.3: Frakturen des proximalen Drittels
- 24-C3: vertikale bzw. Mehrfragmentfraktur
Klinik
Klinisch imponiert eine Skaphoidfraktur durch Schwellung des Handgelenksbereiches und Bewegungseinschränkung. Bei der Untersuchung lässt sich Schmerz bei axialer Stauchung des Daumens auslösen. Häufig besteht ein Druckschmerz über der Tabatière.
In der Regel ist die Beweglichkeit des Daumens eingeschränkt. Der Versuch, Daumen und Zeigefinger in Opposition zu bringen ("Pinzettengriff") ist schmerzhaft, ggf. sogar unmöglich. Schmerzen bestehen auch bei passiver Bewegung der Handwurzel durch den Untersucher in Pronation und Ulnar- bzw. Radialabduktion.
Komplikationen
Eine besonders mit der DISI-Fehlstellung durch Skaphoidfraktur assoziierte Komplikation ist die Humpback-Deformität.
In bis zu 10 % der Fälle kommt es nach einer Skaphoidfraktur zu einer Kahnbeinpseudarthrose, insbesondere bei instabilen und verzögert versorgten proximalen Frakturen. Spätfolge der Pseudarthrose ist ein Kollaps der Handwurzel (SNAC-Wrist). Weiterhin ist das Risiko einer sekundären Arthrose erhöht.
Diagnostik
Palpation
Bildgebung
- Röntgenaufnahmen des Handgelenks in drei Ebenen (p.a., seitlich und Stecher-Projektion). Cave: Zeigt initial in bis zu 40 % der Fälle keine Frakturlinie.
- Kahnbeinquartett: Stecher-Projektion, Aufnahmen in Hyperpronation, nach Schreck und nach Bridgeman. Wird inzwischen selten durchgeführt.
- Computertomographie (CT): bei negativem Röntgenbefund und starkem klinischem Verdacht sowie bei komplizierten Frakturen zur OP-Planung
- Magnetresonanztomographie (MRT): höchste Sensitivität und Spezifität, wird aber eher selten durchgeführt
Differentialdiagnose
Therapie
Stabile Skaphoidfrakturen können konservativ durch Ruhigstellung in einer Unterarmgipsschiene mit Daumeneinschluss (sogenannter Böhler-Gips) für 4 Wochen (Typ A1 nach Krimmer) bzw. 6-8 Wochen (Typ A2) behandelt werden. Liegt bei Patienten mit Skapoidfraktur Typ A2 der Wunsch nach frühzeitiger Belastbarkeit vor, kann auch eine minimalinvasive Schraubenosteosynthese mittels Herbert-Schraube indiziert sein.
Bei einer instabilen Fraktur ist immer eine operative Schraubenosteosynthese indiziert. Nicht dislozierte Frakturen werden minimalinvasiv behandelt, bei dislozierten Frakturen ist eine offene Reposition und interne Fixierung (ORIF) notwendig.
siehe auch: Chirurgische Schraube
Podcast
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