Kahnbeinpseudarthrose
Englisch: scaphoid pseudoarthrosis
Definition
Die Kahnbeinpseudarthrose ist eine Pseudoarthrose des Os scaphoideum (Kahnbein) aufgrund einer gestörten Frakturheilung.
Epidemiologie
Da Kahnbeinfrakturen häufig übersehen bzw. unzureichend behandelt werden, entstehen relativ häufig Pseudarthrosen des Os scaphoideum. Die Inzidenz beträgt etwa 5-15 %.
Ätiologie
Ursächlich für eine Pseudarthrose sind Osteonekrosen (v.a. bei proximalen Kahnbeinfrakturen) oder verschobene Frakturteile. Die komplexe Blutversorgung des Kahnbeins prädisponiert zusätzlich für eine gestörte Frakturheilung.
In nach Literatur wird der Zeitpunkt, ab dem von einer Pseudarthrose gesprochen wird, unterschiedlich definiert und liegt zwischen dem Ende des 6. und dem Ende des 12. Monats nach einem Trauma.
Einteilung
Kahnbeinpseudarthrosen werden in stabile und instabile Formen unterteilt.
Klinik
Neben Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kann eine Kahnbeinpseudarthrose zur Instabilität der proximalen Handwurzelreihe führen. Die fortschreitende Arthrose bedingt einen karpalen Kollaps, der als SNAC-Wrist (scaphoid nonunion advanced collapse) bezeichnet wird.
Diagnostik
Röntgenuntersuchung
Röntgenzeichen der Pseudarthrose sind:
- Resorptionszonen am Frakturrand (Stadium I): reversibel
- Randsklerose und Zysten (Stadium II): irreversibel
- Sklerosierung der Frakturränder (Stadium III)
- periskaphoidale Arthrose (Stadium IV)
Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) können der Pseudarthrosespalt und die Vitalität des angrenzenden Knochens beurteilt werden. Typische Befunde sind:
- Spaltbildung mit Flüssigkeit (hyperintens in T2-Wichtung) oder fibrösem Inhalt (hypointens in T2w), ggf. mit Kontrastmittel-Anreicherung im Bereich der Brückenbildung
- Randsklerose, evtl. mit Knorpelbelag
- subchondrale Nekrosen, Zysten, Fibrose und Ödem
- Erguss und Synovitis (hyperintens in T2w, bei Synovitis mit KM-Anreicherung).
Die angrenzenden knöchernen Abschnitte zeigen sich hypointens in T1-Wichtung
- mit KM-Anreicherung (Ödem bzw. Frakturheilung) oder
- mit inhomogener KM-Anreicherung (partielle Nekrose) oder
- ohne KM-Anreicherung (komplette Osteonekrose).
Therapie
Bei einer Kahnbeinpseudarthrose ist eine operative Behandlung indiziert. Die Pseudarthrose wird entfernt und der verbleibende Defekt mit Knochenspan aus dem Beckenkamm oder Knochenersatzmaterial stabilisiert (Operation nach Matti-Russe). Zusätzlich kann eine Fixation mit einer kanülierten Herbert-Schraube erfolgen. Anschließend erfolgt eine Ruhigstellung im Unterarmgipsverband oder mit Skaphoidorthese für 6 Wochen.