Jaccoud-Arthritis
nach Francois Sigismond Jaccoud (1830-1913), schweizer Arzt
Synonyme: Jaccoud-Arthropathie, Jaccoud-Deformität
Englisch: Jaccoud arthropathy, Jaccoud deformity
Definition
Als Jaccoud-Arthritis bzw. Jaccoud-Deformität bezeichnet man die nicht-erosive Ulnardeviation des 2. bis 5. Fingers nach Schädigung der Gelenkkapseln aufgrund einer chronischen Gelenkerkrankung.
Ätiologie
Ursprünglich wurde die Jaccoud-Arthritis als Folgeerkrankung des rheumatischen Fiebers beschrieben. Man kann diese degenerative Veränderung der Langfinger jedoch auch bei verschiedenen anderen Erkrankungen mit Gelenkbeteiligung beobachten. Hierzu zählen unter anderem: Psoriasis-Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, systemische Sklerose, chronisch entzündliche Darmerkrankungen sowie Neoplasien.[1]
Morphologie
Durch eine chronische Schädigung der Gelenkkapsel und Synovialitis der Metacarpophalangealgelenke kommt es zu einer Lockerung der Bandstrukturen und folglich durch den Zug der Beuge- und Strecksehnen zu einer ulnaren Abneigung der Finger. Die Kapsellockerung kann auch die Fingergelenke (PIP, DIP) betreffen und es kann begleitend z.B. eine Schwanenhals-Deformität auftreten.[2]
Differentialdiagnose
Die Jaccoud-Arthritis ist differentialdiagnostisch von der rheumatoiden Arthritis abzugrenzen. Hier kommt es typischerweise im fortgeschrittenen Stadium auch zu einer Ulnardeviation der Langfinger sowie zu Schwanenhals-Deformitäten. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die Erosion der Gelenke, die bei der rheumatoiden Arthritis im Vordergrund steht.
Diagnostik
Neben der ausführlichen Anamnese zu den oben beschriebenen zugrundeliegenden Erkrankungen ist die Röntgenaufnahme des Handskeletts eine wichtige Maßnahme zur Differenzierung der Jaccoud-Arthritis von der rheumatoiden Arthritis. Radiologisch lässt sich eine nichterosive Subluxation der MCP-Gelenke feststellen und z.B. durch Messung des Deviationsgrades im Verlauf objektivieren.
Therapie
Es besteht derzeit (2016) noch kein einheitlicher Konsens zur Behandlung der Jaccoud-Arthropathie. Aufgrund der Tatsache, dass sich manche Verlaufsformen teilweise reversibel zeigten, sollte die Indikation zur chirurgischen Intervention zurückhaltend gestellt werden.[3]
Konservativ können Bewegungseinschränkungen durch Physiotherapie und additiv durch Gabe von NSAR sowie Steroiden gebessert werden. Die chirurgische Therapie besteht bei ausgeprägten Formen aus gelenkstabilisierenden Eingriffen, wie den Einsatz von Kirschnerdrähten oder Osteotomien. Aufgrund der oft chronisch degenerativen Verlaufsform sind diese Interventionen jedoch selten dauerhaft erfolgversprechend.
Quellen
- ↑ Palazzi C et al. Jaccoud's arthropathy of the hands as a complication of pyrophosphate arthropathy, Rheumatology, 2001
- ↑ Santiago MB. Miscellaneous non-inflammatory musculoskeletal conditions. Jaccoud's arthropathy. Best Pract Res Clin Rheumatol. 2011. PMID 22142749
- ↑ Santos WD et al. Surgery for Jaccoud Arthropathy: A Systematic Review. J Clin Rheumatol. 2016. PMID 26693624
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