Schwanenhalsdeformität
Synonym: Schwanenhalsdeformation
Englisch: swan neck deformity
Definition
Als Schwanenhalsdeformität bezeichnet man eine Fingerfehlstellung der Langfinger mit Überstreckung (Hyperextension) der proximalen Interphalangealgelenke (PIP) bei gleichzeitiger Beugung (Flexion) der distalen Interphalangealgelenke (DIP). Faustschluss und Zangengriff zwischen Daumen und Zeigefinger sind gestört.
Der Begriff wird auch für die seltener auftretende Beugefehlstellung eines Zehenendgelenkes verwendet.
Ätiologie
Mögliche Ursachen der Schwanenhalsdeformität sind:
- Trauma
- Läsion der Strecksehnen: Insuffizienz der Pars terminalis des Tractus lateralis der Streckaponeurose im Bereich der DIP
- Beugesehnenverletzung
- entzündliche Gelenkerkrankungen
- rheumatoide Arthritis
- Gelenkdestruktion mit palmarer Subluxation der Metacarpophalangealgelenke und daraus resultierender Beugesehnenverletzung
- entzündlich bedingte Verbackung der Beugesehnen mit Beugesehneninsuffizienz
- Psoriasisarthritis
- rheumatoide Arthritis
Pathophysiologie
Bei Beugesehnenverletzungen im Bereich des PIP kommt es zu einem abnormen muskulären Übergewicht der Musculi interossei palmares, die entgegen ihrer physiologischen Funktion eine Beugung im DIP verursachen. Gleiches geschieht bei Dislokation der Interossei- Sehnen in Folge entzündungsbedingter Sehnenscheidendestruktion im Rahmen der rheumatoiden Arthritis.
Diagnostik
Die Diagnostik der Schwanenhalsdeformität umfasst
- Anamnese
- Sichtdiagnostik, Palpation: Schwellung der Fingergelenke?
- Funktionsprüfung: aktive, passive Korrekturmöglichkeit der Fehlstellung?
- Röntgen
Für die weitere Therapieplanung bei rheumatoider Arthritis erfolgt eine klinische Schweregradeinteilung gemäß funktioneller Beeinträchtigung des proximalen Interphalangealgelenkes:
- Stadium I: aktive Korrekturmöglichkeit der Fehlstellung
- Stadium II: passive Korrekturmöglichkeit der Fehlstellung
- Stadium III: fixierte Schwanenhalsdeformität, ggf. mit Gelenkdestruktion
Eine weitere Klassifikation stellt die Schweregradeinteilung nach Nalebuff dar.
Therapie
Die Therapie der Schwanenhalsdeformität erfolgt ursachenabhängig.
Traumatisch bedingte Sehnenverletzungen
Akute Sehnenläsionen werden zeitnah mittels Sehnennaht korrigiert. Bei länger zurückliegender Verletzung ist in Folge Sehnenverkürzung eine Sehnenplastik indiziert.
Rheumatoide Ursache
Die Therapie der rheumatisch bedingten Schwanenhalsdeformität richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung:
- Leichtgradige Fehlstellungen (Stadium I) können konservativ mittels Beugeschienenbehandlung der PIP und Krankengymnastik behandelt werden. Ein so genannter "Schwanenhalsring" (Schwanenhalsorthese) kann individuell in orthopädischen Fachwerkstätten angefertigt werden.
- Schwerwiegendere Fehlstellungen (klinische Stadien II und III) erfordern eine chirurgische Intervention. Mögliche Eingriffe sind:
- Synovektomie und Weichteiloperationen
- Lösung von Verklebungen im Bereich der Beugesehnen
- Sehnenrekonstruktionen
- endoprothetischer Gelenkersatz
- Arthrodese
um diese Funktion zu nutzen.