J1
Synonyme: Jugendgesundheitsuntersuchung, J1-Untersuchung
Definition
Die J1 gehört zu den pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen und wird zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr durchgeführt. Ziele der J1 sind unter anderem die Früherkennung von Erkrankungen und psychischer sowie psychosozialer Risikofaktoren. Darüber hinaus sollen eine Fehlentwicklung in der Pubertät verhindert und gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen erkannt werden.
Hintergrund
Die J1 können die Jugendlichen nach Wunsch auch alleine ohne Begleitung der Eltern wahrnehmen. Sie gehört, wie auch die U1 bis U9, zum Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Durchführung
Die Schwerpunkte der Basisanamnese und -untersuchungen sind im Artikel Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter aufgeführt. Neben diesem allgemeinen Vorgehen, das in jeder Vorsorgeuntersuchung durchgeführt wird, existieren spezielle Schwerpunkte und zusätzliche Inhalte der J1.
Anamnese
In der Anamnese wird erfragt, ob chronische Erkrankungen oder Allergien bestehen und ein gesundheitsgefährdendes Verhalten (Alkohol- und Drogenkonsum, Rauchen) vorliegt. Darüber hinaus erkundigt sich der Arzt nach vorliegenden Verhaltensstörungen, einer auffälligen seelischen Entwicklung und Schulleistungsproblemen. Weitere Themen der Anamnese sind Schlafstörungen, die Freizeitgestaltung der Jugendlichen, Menarche, Stimmbruch und die Akzeptanz des eigenen Körpers. Zusätzlich wird über die Familiensituation und eventuell vorhandene Gewalterfahrungen gesprochen.[1]
Körperliche Untersuchung
Neben der allgemeinen körperlichen Untersuchung existieren in der J1 zusätzliche Schwerpunkte:
- Körpermaße:
- Bestimmung des BMI
- Beurteilung der Pubertätsentwicklung (Erfassung der Tanner-Stadien)
- Thorax:
- Untersuchung der Schilddrüse (Überprüfung, ob eine Struma vorliegt)
- Herz und Kreislauf:
- Bestimmung des Blutdrucks (Überprüfung, ob eine arterielle Hypertonie vorliegt)
- Überprüfung des Urinstatus
- Bewegungsapparat:
- Beurteilung, ob Auffälligkeiten des Skelettsystems vorliegen (z.B. Skoliose, Fehlhaltungen)
- Augen:
- Untersuchung des Hörvermögens:
- Blut:
- Bestimmung der Cholesterinkonzentration im Serum bei Vorliegen bzw. Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie
Beurteilung der Entwicklung
- Berurteilung der Kognition:
- Zufriedenstellende Schulleistungen
- Beurteilung der sozialen und emotionalen Entwicklung:
- Geht gerne zur Schule
- Kann sich wehren und vor Gewalt schützen
- Geregelter Medienkonsum
- Beurteilung der sozialen Interaktion:
- Die Beziehung zu den Eltern ist unproblematisch
- Hat Freunde und zeigt keine Tendenz zum Rückzug
Zusätzlich sollte folgende Themen beurteilt und erfasst werden:
- Erfassung von Ängsten des Jugendlichen
- Überprüfung, ob eine Depression vorliegt
- Beurteilung, ob ein oppositionelles Verhalten besteht
- Überprüfung, ob Jugendlicher gemobbt wird
Beratungsgespräch
Neben den allgemeinen Beratungsinhalten werden in der J1 unter anderem Hinweise zum Umgang mit Medien und zur Kariesprophylaxe gegeben. Darüber hinaus wird über Sexualität, Verhütung, Bewegung, Essstörungen und Probleme innerhalb der Familie gesprochen. Das individuelle Risikoprofil des Jugendlichen wird angesprochen und falls nötig Hilfestellungen zur Vermeidung und zum Abbau gesundheitsschädigender Verhaltensweisen gegeben. Darüber hinaus kann der behandelnde Arzt Präventionsempfehlungen zu den Themen Ernährung, Bewegungsgewohnheiten, Stressmanagement oder Suchtmittelkonsum aussprechen.
Quellen
- ↑ bvkj - Paed.Check® 13.0 (J1), abgerufen am 16.03.2022
Literatur
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – J1, abgerufen am 17.02.2022
- Bald et al. Kurzlehrbuch Pädiatrie, Thieme Verlag, 2012
- GBA - J1, abgerufen am 16.03.2022