Intrathekale Immunglobulinsynthese
Synonyme: intrathekale Antikörpersynthese, intrathekale Antikörperproduktion, intrathekale Ig-Synthese
Englisch: intrathecal immunoglobulin synthesis
Definition
Als intrathekale Immunglobulinsynthese bezeichnet man eine Synthese von Antikörpern, die unmittelbar im Liquorraum (intrathekal) stattfindet. Sie wird abgegrenzt von Immunglobulinen, die passiv in den Liquorraum gelangen, z.B. bei einer Schrankenstörung.
Ätiologie
Eine intrathekale Immunglobulinsynthese kann verschiedene Auslöser haben. Dazu gehören:
- Virusinfektionen (z.B. Poliomyelitis, EBV, CMV, HSV, HIV, FSME, Coxsackie-Viren, Mumps)
- Bakterielle Infektionen (z.B. Neurotuberkulose, Neurosyphilis, Neuroborreliose)
- Pilzinfektionen
- Protozoen
- Chronisch-entzündliche ZNS-Erkrankungen
- Multiple Sklerose (MS)
- Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)
- Adrenoleukodystrophie (ALD)
- Tumore (z.B. Non-Hodgkin-Lymphom, Dysgerminom, Hirnmetastasen, Meningealkarzinose)
- Paraneoplastische Syndrome
Diagnostik
Zum Nachweis einer intrathekalen Immunglobulinsynthese wird zunächst der IgG-Quotient (bzw. IgA- oder IgM-Quotient) aus der Immunglobulinkonzentration im Liquor und im Serum berechnet. Eine Erhöhung des Liquor-Serum-Quotienten kann jedoch auch bei einer Schrankenstörung vorliegen. Daher muss der entsprechende Quotient mit dem Albumin-Quotienten in Relation gesetzt werden, um eine Aussage über Ursache der Erhöhung des bzw. der IgG-Quotienten treffen zu können. Albumin wird nicht im ZNS gebildet und dient deshalb als Bezugsgröße. Methodisch sollten die jeweiligen Konzentrationen mit dem gleichen Assay gemessen werden, um Einflüsse durch verschiedene Messmethoden zu vermeiden.
siehe auch: Delpech-Lichtblau-Quotient, Reiber-Schema, MRZ-Reaktion, freie Leichtketten
Literatur
- Springer: Aktuelle Liquordiagnostik bei erregerbedingten Krankheiten, abgerufen am 10.12.2023
- Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Gressner und Arndt, Springer Verlag