Intramuskuläres Hämatom
Englisch: intramuscular hematoma
Definition
Ein intramuskuläres Hämatom ist eine extravasale Ansammlung von Blut innerhalb eines Muskels.
Ätiologie
Ein intramuskuläres Hämatom tritt im Rahmen von Muskelverletzungen auf und ist hinweisend für einen zumindest partiellen Muskelfaserriss. Nicht-traumatische Ursachen sind:
- spontan bei Gerinnungsstörungen (z.B. bei Antikoagulation, Hämophilie, Purpura Schönlein-Henoch)
- intratumorale Blutung
Klinik
Ein intramuskuläres Hämatom zeigt sich durch eine fokale schmerzhafte Schwellung. Ausgeprägte Hämatome können zu einem Kompartmentsyndrom führen. Chronisch expandierende Hämatome können über Jahre an Größe zunehmen.
Bildgebung
Konventionelles Röntgen
Im konventionellen Röntgen können eine fokale Weichteilmasse sowie assoziierte Traumafolgen (z.B. eine Fraktur) erkennbar sein.
Computertomographie
In der Computertomographie (CT) zeigt sich ein akutes Hämatom als eine Muskel-isodense bis hyperdense Raumforderung. Im Verlauf liquifiziert das Hämatom und weist dann seröse Dichtewerte auf (Serom). Ein Kontrastmittel-Extravasat ist hinweisend auf eine aktive Blutung.
Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) fällt das intramuskuläre Hämatom als fokale Raumforderung auf – mit je nach Alter der Blutabbauprodukte variablem Signalverhalten. Hilfreich ist eine T2w-Sequenz ohne Fettsättigung (MRT). Meist finden sich T1w- und T2w-hyperintense Areale.
Initial ist ein Hämatom hyperintens in T2w (Oxyhämoglobin), dann iso- bis hypointens in T1w und T2w (Desoxyhämoglobin). Extrazelluläres Methämoglobin führt zu einem T1w- und T2w-hyperintensem Signalverhalten. Im Verlauf können T1w- und T2w-hypointense Hämosiderinablagerungen auffallen, insbesondere in Form eines Randsaums.
Chronische Serome sind hypointens in T1w und hyperintens in T2w. In der T2w kann in jedem Stadium ein angrenzendes reaktives hyperintenses Ödem auffallen. Insbesondere bei Patienten mit Antikogulation oder intratumoraler Blutung finden sich auch Flüssigkeit-Zell-Spiegel ("Hämatokriteffekt"). Bei chronischen Hämatomen können Fibrose oder heterotope Ossifikation zu T1-hypointensen Foci führen.
Chronische Hämatome zeigen teilweise ein infiltratives Wachstum. Während akute Hämatome typischerweise kein Kontrastmittel-Enhancement aufweisen, führen chronische Hämatome zu einem reaktiven inhomogenen Enhancement, wobei die zentralen Areale meist ausgespart bleiben.
Sonographie
Ein intramuskuläres Hämatom zeigt sich als intramuskuläre, avaskuläre Raumforderung. In der Akutphase imponiert es anechogen mit dorsaler Schallverstärkung, in chronischen Stadien finden sich irreguläre echoreiche Areale.
Differenzialdiagnosen
- Solide Neoplasie: Eine Neoplasie kann ein Hämatom vortäuschen und umgekehrt. Eine intratumorale Blutung kann als ein typisches Hämatom erscheinen. Die meisten Neoplasien weisen eine interne Vaskularität und wenig oder kein umgebendes Ödem auf.
- Muskelinfarkt: typischerweise bei Patienten mit Diabetes mellitus. Die innere Architektur ähnelt der von normalem Muskel
- Ganglionzyste: Flüssigkeitssignal. Kein umgebendes Ödem.
Therapie
Intramuskuläre Hämatome heilen in der Regel unter Ruhigstellung bzw. körperlicher Schonung komplikationslos ab. Bei einer starken intramuskulären Blutung kann dies mehrere Wochen dauern. Bei sportbedingten Hämatomen kann eine perkutane Evakuation die klinische Rekonvaleszenz beschleunigen. In ausgeprägten Fällen kommt eine chirurgische Behandlung in Frage.