Insemination
Synonym: Samenübertragung
Definition
Als Insemination bezeichnet man das Einbringen von befruchtungsfähigen Samenzellen in die Gebärmutter im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung. Sie zählt zu den Techniken der In-vivo-Fertilisation.
Geschichte
Die ersten Hinweise auf eine Insemination stammen aus dem Jahr 1770, als der schottische Arzt John Hunter eine Insemination durchführt haben soll. Die erste dokumentierte homologe intrauterine Insemination mit aufbereitetem Sperma wurde 1871 von James Marion Sims beschrieben. In den letzten Jahren haben sich die Methoden der Insemination durch technologische und medizinische Fortschritte deutlich weiterentwickelt – insbesondere durch das Zyklusmonitoring, verbesserte Spermienaufbereitung, Ovulationsinduktion und die Anwendung von Stimulationsprotokollen mit Clomifencitrat, Letrozol und Gonadotropinen.
Einteilung
Je nachdem, wohin genau die Spermien transferiert werden, unterscheidet man verschiedene Formen der Insemination:
- Intrauterine Insemination (IUI): wird heutzutage überwiegend angewendet. Die Spermien werden über einen Katheter direkt in das Cavum uteri eingebracht.
- Intrazervikale Insemination (ICI): Samenübertragung in den Gebärmutterhals (Cervix uteri)
- Intratubare Insemination (ITI): Samenübertragung in die Eileiter (Tuba uterina)
Die Insemination kann weiter in homologe und heterologe Insemination unterschieden werden. Bei der heterologen Insemination wird eine Samenspende verwendet, bei der homologen Insemination die Spermien des Partners.
Indikation
Mögliche Indikationen für eine Insemination sind:
- idiopathische Sterilität
- Erektions- bzw. Ejakulationsstörungen
- Leichtgradige Einschränkungen der Spermienqualität. Der „total motile sperm count“ (TMSC) sollte dabei mindestens 5 Mio. betragen; bei weniger als 1 Mio. sind Inseminationen i.d.R. nicht mehr erfolgversprechend.
- zervikale Funktionsstörungen
- Vaginismus
- anatomische Veränderungen des Gebärmutterhalses
- infektiöse Erkrankungen des Partners (HIV oder Hepatitis)
- heterologe Insemination bei lesbischen Paaren oder bei vollständiger männlicher Sterilität in heterosexuellen Beziehungen
Kontraindikation
Mögliche Kontraindikationen umfassen:
- dysfunktionale Eileiter
- fehlende Ovulation
- schwere männliche Infertilität
- bekannte Globozoospermie
- auffälliger CatSper-Test
- fortgeschrittenes Alter der Frau
Erfolgsaussichten
Die Erfolgsrate einer Insemination pro Behandlungszyklus liegt bei hormonell stimulierten Frauen unter 35 Jahren bei etwa 5 bis 15 %. Die tatsächliche Erfolgswahrscheinlichkeit hängt jedoch stark von individuellen Faktoren ab. Mit zunehmendem Alter der Frau sinken die Chancen deutlich, sodass in vielen Fällen eine IVF-Therapie erfolgversprechender ist.
Rechtsrahmen
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Insemination mittels Samenspende grundsätzlich nicht anonym. In Deutschland müssen seit Juli 2018 sämtliche Daten der Samenspender sowie der Empfängerinnen in einem zentralen bundesweiten Samenspenderregister dokumentiert werden. Dies dient dazu, das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung zu gewährleisten. In allen oben erwähnten Ländern ist die Samenspende auch für lesbische Paare gesetzlich erlaubt.
Quellen
- Beck. Two hundred years of artificial insemination. Fertil Steril. 41(2): 193–195. 1984
- Kshirsagar et al. A Pioneer in Women's Health, Dr. James Marion Sims (1813-1883). Cureus. 16(11):e74733. 2024
- Springer Medizin – Inseminationsbehandlung, abgerufen am 17.04.2025
- Bfarm – Samenspender und Empfängerinnen, abgerufen am 17.04.2025
- Bundesamt für Gesundheut BAG – Kinder aus einer Samenspende, abgerufen am 17.04.2025
- Oesterreich.gv.at – Samen- oder Eizellenspendern dritter Personen, abgerufen am 17.04.2025