Hohe-4-Punkt-Anästhesie (Pferd)
Definition
Die hohe-4-Punkt-Anästhesie, kurz H4PA, ist eine Methode der Leitungsanästhesie, die an der Vordergliedmaße beim Pferd durchgeführt wird.
Hintergrund
Leitungsanästhesien werden bei der Lahmheitsdiagnostik im Rahmen der orthopädischen Untersuchung eingesetzt. Hierzu wird mithilfe eines Lokalanästhetikums gezielt ein Nerv desensibilisiert. Durch die perineurale Infiltration wird die Reizleitung des Nervs unterbrochen, sodass alle distal der Punktionsstelle befindlichen Strukturen anästhesiert werden.
Durchführung
Die Leitungsanästhesie wird an der aufgehobenen Gliedmaße durchgeführt. Der proximale Metakarpus wird dann großzügig und mehrmals mit 70%igem Alkohol desinfiziert. Die hohe-4-Punkt-Anästhesie wird ähnlich wie die tiefe-4-Punkt-Anästhesie in zwei Schritten durchgeführt, sodass folgende zwei Nerven desensibilisiert werden:
- Nervus digitalis palmaris communis II (s. Nervus palmaris medialis und lateralis)
- Nervus metacarpeus palmaris medialis und lateralis
Im ersten Schritt wird die Kanüle mindestens 3 cm distal des Griffelbeinköpfchens subkutan eingeführt. Die Stichrichtung erfolgt hierbei im 90°-Winkel zum Verlauf der Beugesehnen und im 90°-Winkel zur Haut. Die Punktion muss zwischen der tiefen Beugesehne und des Musculus interosseus medius durchgeführt werden, damit die hier verlaufenden Nervi palmares anästhesiert werden.
Anschließend wird eine neue Kanüle mindestens 3 cm distal des Griffelbeinköpfchens im Winkel zwischen Rohrbein und Griffelbeinknöpfchen eingeführt und ein Depot gesetzt. Die Stichrichtung erfolgt hier ebenfalls im rechten Winkel zur Haut.
Ergebnis
Nach einer erfolgreich durchgeführten Leitungsanästhesie wird das Ergebnis mit negativ, positiv oder mit Restlahmheit beurteilt. Der Grad der verbliebenen Lahmheit sollte dann in Prozent angegeben werden (z.B. "Die Lahmheit hat sich nach der hohen-4-Punkt-Anästhesie um 60 bis 70 % gebessert.").
Zielstruktur
Mithilfe der hohen-4-Punkt-Anästhesie werden der mittlere und distale Anteil der tiefen und oberflächlichen Beugesehne, die Fesselbeugesehnenscheide und alle distalen Strukturen an der Gliedmaße anästhesiert.
Differenzialdiagnosen
Zusätzlich zu den Differenzialdiagnosen einer positiven tiefen-4-Punkt-Anästhesie sind noch folgende Erkrankungen sowie Verletzungen auszuschließen:
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Pferdechirurgie. Tabelle der Leitungsanästhesien. Universitätsklinik für Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien.
- Univ.-Prof. Dr.med.vet. Florien Jenner, PhD, Dipl. ACVS & ECVS. Orthopädische Erkrankungen des Pferdes. University of Veterinary Medicine, Vienna.
- Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie. Leitungsanästhesien an der distalen Gliedmaße von Pferde. Freie Universität Berlin.
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