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Tiefe-4-Punkt-Anästhesie (Pferd)

1. Definition

Als Tiefe-4-Punkt-Anästhesie, kurz T4PA, bezeichnet man eine Methode der Leitungsanästhesie an der Vordergliedmaße beim Pferd.

2. Hintergrund

Bei der Leitungsanästhesie wird mithilfe eines Lokalanästhetikums gezielt ein Nerv desensibilisiert. Der Wirkstoff wird perineural injiziert und führt so zu einer Unterbrechung der Reizleitung. Auf diese Weise wird das distal der Punktionsstelle liegende Versorgungsareal anästhesiert, sodass schmerzhafte Prozesse in diesem Bereich unterbunden werden.

3. Durchführung

Die Tiefe-4-Punkt-Anästhesie wird an der aufgehobenen Gliedmaße durchgeführt. Der Bereich proximal des Fesselgelenks wird vorab großzügig und mehrmals mit 70%igem Alkohol desinfiziert. Anschließend werden in zwei Schritten folgende Nerven anästhesiert:

Der Nervus palmaris medialis bzw. lateralis kann proximal der Fesselbeugesehnenscheide punktiert werden. Hierzu wird die Kanüle im 90°-Winkel zum Verlauf der Sehnen (tiefe und oberflächliche Beugesehne) zwischen die tiefe Beugesehne und den Musculus interosseus medius eingeführt.

Anschließend können in einem zweiten Schritt die Nervi metacarpei palmares (medial und lateral) anästhesiert werden. Dazu wird proximal des Fesselgelenks im Winkel zwischen Rohrbein und Griffelbeinköpfchen die Kanüle gesetzt. Die Stichrichtung erfolgt ebenfalls im rechten Winkel zur Haut.

4. Ergebnis

Das Ergebnis nach einer erfolgreich durchgeführten Tiefen-4-Punkt-Anästhesie wird mit negativ, positiv oder mit Restlahmheit beurteilt. Der Grad der verbliebenen Lahmheit kann subjektiv in Prozent angegeben werden (z.B. Verbesserung der Lahmheit um 50 bis 60 %).

5. Zielstruktur

Nach einer erfolgreichen Leitungsanästhesie ist die gesamte Gliedmaße distal des Punktionsstellen anästhesiert. Wichtige Strukturen sind z.B. das Fesselgelenk und die Gleichbeine. Zusätzlich werden alle Strukturen anästhesiert, die mit der mittleren Palmarnnerven-Anästhesie erfasst werden.

6. Differenzialdiagnosen

Bei einer positiven Tiefen-4-Punkt-Anästhesie (und vorausgegangener negativer TPA und MPA sowie negativem Fesselringblock) muss vor allem an folgende Erkrankungen bzw. Verletzungen gedacht werden:

7. Literatur

  • Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
  • Pferdechirurgie. Tabelle der Leitungsanästhesien. Universitätsklinik für Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien.
  • Univ.-Prof. Dr.med.vet. Florien Jenner, PhD, Dipl. ACVS & ECVS. Orthopädische Erkrankungen des Pferdes. University of Veterinary Medicine, Vienna.

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05.11.2020, 06:59
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