Herpesvirus-Infektion (Geflügel)
Synonym: Herpesvirusinfektion
Definition
Herpesvirus-Infektionen bilden eine Gruppe von Virusinfektionen beim Geflügel, die teils zu großen wirtschaftlichen Einbußungen in der kommerziellen Geflügelhaltung führen können.
Erreger
Die Virionen der Familie Herpesviridae enthalten ein Molekül mit linearer doppelsträngiger DNA und einer Dichte von 1,20 bis 1,29 g/cm3. Die Durchmesser der behüllten Virionen betragen - abhängig von der Virushülle - zwischen 120 und 200 nm. Die Virusreplikation erfolgt im Nukleus empfänglicher Wirtszellen.
Alle beim Hausgeflügel vorkommenden Herpesviren werden der Unterfamilie Alphaherpesvirinae zugeordnet. Innerhalb der Alphaherpesviren können zwei Genera und mehrere Spezies unterschieden werden:
Genus | Spezies | Erkrankung | Wirte |
---|---|---|---|
Mardivirus | Anatid Herpesvirus 1 | Entenpest | Ente, Gans, Schwan |
Gallid Herpesvirus 2 | Marek-Krankheit | Huhn, Pute | |
Gallid Herpesvirus 3 | Marek-like-Disease | Huhn, Pute | |
Meleagrid Herpesvirus 1 | Puten-Herpesvirusinfektion | Pute, Huhn | |
Iltovirus | Gallid Herpesvirus 1 | Infektiöse Laryngotracheitis | Huhn, Fasan, Pfau |
Pathogenese
Nach der Infektion heftet sich der Erreger mittels unterschiedlicher Bindungsproteine an die Wirtsrezeptoren und vermittelt so eine Endozytose in die Zelle. Anschließend folgt die Fusion mit der Plasmamembran und Freisetzung des Kerns sowie der Hüllproteine in das Zytoplasma. Danach wird das Kapsid zum Zellkern transportiert, wo die virale DNA in den Nukleus entlassen wird. Es kommt zu komplexen Transkriptionsvorgängen innerhalb der Zelle und letztendlich zur Bildung neuer Virionen, die wiederum freigesetzt werden.
Als gemeinsames Merkmal aller Vertreter der Herpesiviridae gilt die Bildung intranukleärer Einschlusskörperchen sowie die Stimulation lymphozytärer und/oder plasmazytärer Proliferationen im Wirtsorganismus. Zusätzlich stellt sich eine über Wochen und Monate anhaltenden Erregerlatenz ein. Abhängig vom Erreger kommt es letztendlich zur speziesspezifischen Bildung und Ausscheidung von zellfreien und infektiösen Viren, die dann wieder auf neue Wirte übertragen werden können.
Klinik
Herpesviren verursachen typische Veränderungen an unterschiedlichen Organen, die sowohl lytisch-neoplastisch, hämorrhagisch als auch nekrotisch sein können. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind folgende Herpesviren-induzierten Erkrankungen:
- Entenpest
- Infektiöse Laryngotracheitis
- Marek-Krankheit
Diagnose
Die bisher bekannten und beim Geflügel vorkommenden Herpesviren können entweder in homologen oder in heterologen Wirtsembryonen bzw. daraus hergestellten HNZ- und/oder HEF-Kulturen angezüchtet werden. Alternativ stehen auch verschiedene serologische sowie molekularbiologische Methoden (z.B. ELISA oder PCR) zur Verfügung.
Quellen
- ViralZone. Alphaherpesvirinae SIB - Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 14.08.2021)
- ViralZone. Mardivirus SIB - Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 14.08.2021)
- ViralZone. Iltovirus SIB - Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 14.08.2021)
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4