Harnsteinmetaphylaxe
Synonyme: Harnsteinverhütung, Harnsteinprophylaxe
Definition
Unter der Harnsteinmetaphylaxe versteht man die Verhütung neuer Harnsteine bei bekanntem Harnsteinleiden (Sekundärprophylaxe). Lagen noch keine Harnsteine vor, spricht man von Harnsteinprophylaxe. Die Begriffe werden aber auch synonym verwendet.
Hintergrund
Bei der Harnsteinmetaphylaxe besteht die Schwierigkeit darin, zu erkennen, was die dem Harnsteinleiden zugrunde liegende Erkrankung ist. Es gibt prärenale, renale und postrenale Ursachen. Viele dieser Erkrankungen können nicht im Sinne einer Heilung therapiert werden, so dass die Gefahr neuer Harnsteinbildung gegeben ist. Andere Patienten entwickeln Harnsteine, ohne dass die dahinter steckende Grunderkrankung überhaupt diagnostiziert werden kann. Aus diesem Grund zielt die Harnsteinmetaphylaxe darauf ab, die Faktoren zu verändern, die der Patient selbst durch seine Lebensweise zu ändern in der Lage ist.
Allgemeine Maßnahmen
Die allgemeinen Maßnahmen zur Harnsteinverhütung umfassen:
- Harnverdünnung (Diurese)
- Gewichtsreduktion
- stuhlregulierende Maßnahmen
- körperliche Bewegung
- Therapie vorliegender Harnwegsinfekte
Die Patienten sollten ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, so dass ein ausgeschiedenes Urinvolumen von 2-3 Litern pro 24 Stunden erzielt werden kann. Eine 24h-Urinmessung kann hilfreich sein, um die notwendige zuzuführende Flüssigkeitsmenge zu bestimmen. Wichtig ist darauf zu achten, dass Komorbiditäten durch das Mehr an Flüssigkeitszufuhr nicht forciert werden (z.B. Herzinsuffizienz).
Hinsichtlich der Nahrung sollte auf eine normale Mischkost geachtet werden. Übermäßige Proteinzufuhr sollte nach einigen Autoren vermieden werden. Ist bekannt, woraus bereits entfernte oder spontan abgegangene Steine zusammengesetzt waren, können Produkte, die diese Zusammensetzungen begünstigen, vermieden werden. So gibt es Patienten, welche den Konsum von Milchprodukten weitestgehend reduzieren sollten.
Der Stuhlgang sollte über Flüssigkeitszufuhr und Nahrung reguliert werden. Laxantienabusus, also der dauerhafte Gebrauch von Abführmitteln, sollte vermieden werden. Die körperliche Ertüchtigung dient sowohl in ihrer Funktion selbst der Prophylaxe von Harnsteinen. Zudem dient sie der Reduktion von Übergewicht, das die Entstehung von Harnsteinen begünstigt. Durch Sport und Bewegung werden Mikrolithen und Harngrieß besser ausgeschieden. Neben sportlichen Aktivitäten spielen hierbei auch veränderte Gewohnheiten wie Vermeiden von Aufzügen und Nutzen der Treppe oder Fahrradfahren statt Autobenutzung eine Rolle.
Da ein verminderter Flüssigkeitshaushalt die Ausbildung von Harnsteinen begünstigt, sollten Patienten, die wiederholt an Harnsteinen litten, Saunabesuche meiden und bei übermäßigem Schwitzen ausreichend Flüssigkeit zuführen.
Mitunter muss auch nachts für eine Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden, was jedoch nicht bei allen Patienten notwendig ist.
Maßnahmen bei speziellen Steinarten
Bei speziellen Harnsteinen kommen weitere, gezielte Maßnahmen hinzu. Deshalb sollte immer eine Harnsteinanalyse durchgeführt werden.
- Bei Vorliegen von Calciumoxalatsteinen muss eine oxalsäurearme Diät eingehalten werden. Zudem hilft hier eine magnesiumreiche Kost (Reis, Kartoffeln, Teigwaren), da Magnesium die Bildung von Oxalatsteinen zu hemmen scheint. Die Calciumaufnahme sollte angepasst werden, um ein Zuviel an Calcium und damit die Harnsteinbildung zu vermeiden.
- Magnesiumammoniumphosphatsteine entstehen auf dem Boden von Harnwegsinfekten mit konsekutivem alkalischen Urin, weshalb sie auch als Infektsteine bezeichnet werden. Hier gilt die Ansäuerung des Urins und eine entsprechende Diät als Prophylaxe. Günstige Nahrungsmittel hier sind u.a. Fisch, Fleisch und Eier.
- Bei Harnsäuresteinen ist eine basenreiche Kost (Mehlspeisen, Kartoffeln, Gemüse, Früchte) zu empfehlen. Die Protein- und Purinaufnahme sollte reduziert werden.
- Cysteinsteine erfordern eine deutliche Reduktion der Eiweiß- und Kochsalzzufuhr.
Literatur
- Walther, S. Ihr Arsenal gegen Harnsteine. MMW Fortschr. Med. 2010; 152(16): 42-46, abgerufen am 22.07.2019
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