Harnsteinbildung
Definition
Unter der Harnsteinbildung versteht man die Entstehung von Steinen im Bereich des Urogenitaltraktes. Diese Steine entstehen in der Regel in der Niere oder der Blase und können in die ableitenden Harnwegen wandern.
Harnsteine sind seit Jahrhunderten bekannt und seit jeher machen sich die Menschen Gedanken über ihre Entstehung und Bildung. In früheren Zeiten wurde ein Ungleichgewicht von schwarzer und gelber Galle und den Säften des Körpers dafür verantwortlich gemacht. Mittlerweile gibt es zwei theoretische Ansätze, die versuchen, die Harnsteinbildung zu erklären. Es ist davon auszugehen, dass beide gemeinsam eine Rolle in der Ausbildung von Harnsteinen bilden.
Hierzu zählen die Theorie der Kristallisation und die Theorie der Matrix.
Kristallisationstheorie
Die Kristallisationstheorie setzt eine übersättigte Lösung voraus. In dieser kommt es zur Kristallisation von Konkrementen, den sogenannten Steinen. Diese Kristallisation erfolgt durch organische Substanzen, welche die einzelnen Kristalle miteinander verbinden.
Matrixtheorie
Die Matrixtheorie wird auch als Kolloidtheorie bezeichnet. Grundbedingung dieser Theorie ist das Ausscheiden von organischen Substanzen durch die Nieren. An diesen organischen Substanzen lagern sich die Harnkristalle ab und bilden so die Konkremente bzw. Harnsteine. Ihren Namen hat die Matrixtheorie, da die organischen Substanzen den Kristallen sozusagen als Matrix dienen.
Formale Pathogenese der Harnsteinbildung
Die formale Pathogenese, also die formale Entstehung der Harnsteine, läßt sich als Kristallisation von Salzen mit nachfolgender Aggregation der Salzkristalle zusammenfassen.
Zuerst kommt es hierbei zum Überschreiten des Löslichkeitsproduktes der kristallbildenden Ionen. Man spricht dann wie oben bereits beschrieben von einer übersättigten Lösung. Je stärker die Übersättigung ist, umso rascher können die Salze auskristallisieren. Bei stark übersättigten Lösungen kommt es sofort zur Kristallisation, während es bei schwach übersättigten Lösungen kaum zu spontanen Kristallisationen kommt. Beachtet werden muss, dass es in schwach übersättigten Lösungen zu einer sofortigen Kristallisation kommen kann, wenn andere Kristalle hinzukommen. Im menschlichen Körper läuft dies beim Zusammenkommen von Calciumoxalat und Harnsäure sowie beim Zusammentreffen von Oxalat und Calciumphosphat ab. Verhindert werden kann eine Kristallisation durch die sogenannten Kristallisationshemmer, also Stoffen, die die Kristallisation unterbinden. Zu diesen Stoffen zählen Citrat, Peptide, Pyrophosphat, Schwermetalle und Magnesium. Liegen diese Hemmstoffe nicht vor und kommt es zur Ausbildung von Salzkristallen, besteht bei gewissen Grundbedingungen die Möglichkeit, dass diese Salzkristalle sich zu Konkrementen verbinden. Man spricht von der Aggregation der Salzkristalle. Der Harn als solcher verhindert die Aggregation der Salzkristalle. Das bedeutet, dass auch eine Kristallurie, also ein Ausscheiden von Kristallen mit dem Urin, nicht zwangsläufig zur Harnsteinbildung führt. Es herrscht also ein Gleichgewicht von Hemmstoffen und Kristallen, so dass es beim gesunden Menschen nicht zur Harnsteinbildung kommt. Ist dieses Gleichgewicht stört, entstehen Harnsteine.
Kausale Pathogenese
Unter der kausalen Pathogenese der Harnsteinbildung versteht man alle Ursachen, welche eine Harnsteinbildung begünstigen bzw. nach sich ziehen. Diese werden im Groben nach prärenalen, renalen und postrenalen Ursachen eingeteilt. Die weiteren Ausführungen hierzu finden sich in den Kapiteln Urolithiasis und Harnsteine.
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