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Haarlingsbefall (Rind)

Synonyme: Trichodektose, Mallophagidose
Englisch: chewing lice, biting lice

1. Definition

Als Haarlingsbefall bezeichnet man eine Ektoparasitose beim Rind, die durch Insekten der Gruppe Mallophaga (Haarlinge) verursacht wird. Rinder infizieren sich mit Bovicola bovis (Damalinia bovis).

2. Erreger

Haarlinge sind dorsoventral abgeplattete Parasiten, deren Kopf meist breiter ist als das erste Thorakalsegment. Sie besitzen drei- bis fünfgliedrige Antennen und krallentragende Tarsen. Bovicola bovis ist zwischen 1 und 2 mm groß und streng wirtsspezifisch. Die Ektoparasiten entwickeln sich hemimetabol, weshalb die präadulten (Larven) und adulten Stadien sehr ähnlich sind. Die Fortpflanzung erfolgt geschlechtlich. Die begatteten Weibchen kleben ihre Eizellen (Nissen) an die Haare ihrer Wirte. Aus den Eiern schlüpfen dann die Erstlarven (L1), die sich dann binnen weniger Wochen über zwei weiteren Larvenstadien und drei Häutungen zu den Adulten entwickeln.

3. Epidemiologie

Haarlinge sind weltweit verbreitet. Innerhalb Europas befallen Haarlinge bevorzugt Rinderbestände. Die Ausbreitung innerhalb eines Bestands geht jedoch langsam vonstatten. Klinisch nennenswerte Infektionen finden sich vorwiegend in Betrieben mit schlechten Haltungs- und Fütterungsbedingungen (Faktorenkrankheit).

4. Pathogenese

Die Übertragung der Parasiten erfolgt direkt durch engen Kontakt zwischen den einzelnen Tieren. Seltener kommt es auch zu einer Infektion über kontaminierte Gegenstände (z.B. Rollbürsten).

Ein Befall mit Haarlingen wird von gesunden Tieren meist gut kontrolliert, sodass die Erkrankung inapparent verläuft. Bei kranken sowie unterernährten und schlecht gehaltenen Rindern kommt es jedoch zu einer massenhaften Vermehrung der Parasiten. Bei einer Infestation bilden sich in der Dermis entzündliche Infiltrate mit eosinophilen und basophilen Granulozyten sowie mononukleären Zellen. Durch die sich auf der Haut bewegenden Haarlinge kommt es zu Juckreiz und infolge dessen zu Automutilationen (Scheuerschäden, squamöse Veränderungen und Verdickungen der Haut).

5. Klinik

Betroffene Rinder leiden an variabel ausgeprägtem Juckreiz, sind unruhig und scheuern sich vermehrt. Die betroffenen Körperstellen fallen durch pappig-verklebte Haare auf, die infolge der Automutilation büschelweise ausfallen ("mottenfraßartig").

6. Diagnose

Die Diagnose kann adspektorisch gestellt wird. Die Parasiten lassen sich mit bloßem Auge erkennen. In Zweifelsfällen sind die Parasiten unter dem Mikroskop zu identifizieren (z.B. Unterscheidung zwischen Haarling und Laus).

7. Therapie

Ein Befall mit Haarlingen kann mit Pour-on-Formulierungen von Pyrethroiden und makrozyklischen Laktonen behandelt werden. Zusätzlich ist Phoxim als Sprühbehandlung wirksam. Aufgrund der mehrwöchigen Residualwirkung ist eine Wiederholungsbehandlung nur selten notwendig.

8. Quellen

  • Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 17.03.2021)
  • Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0

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