Glossopharyngeusneuralgie
Synonym: Nervus-IX-Neuralgie
Englisch: glossopharyngeal neuralgia
Definition
Eine Glossopharyngeusneuralgie bezeichnet eine seltene, schmerzhafte Affektion des N. IX. Sie ist durch attackenförmige Schmerzzustände im Rachen, Gaumen, der Tonsillengegend und dem Zungengrund gekennzeichnet.
Hintergrund
Es kann zwischen einer primären, idiopathischen und einer sekundären, symptomatischen Glossopharyngeusneuralgie unterschieden werden. Sekundäre Formen weisen eine spezifische Krankheitsursache auf (Tumore, Angiome, Neurinome, Metastasen, Multiple Sklerose). Durch den pulsatilen Druck eines Blutgefäßes (Arteria vertebralis oder Arteria cerebelli posterior inferior) auf den Nerven kommt es zu Myelinschäden und Entmarkung der Nervenäste.
Symptome
- einseitige, blitzartig einschießende Schmerzserien
- Schmerzdauer: Sekunden bis zu 2 Minuten, bei symptomatischer Neuralgie ist auch ein Dauerschmerz möglich
- Ausstrahlung der Schmerzen bis zum Ohr
- Bradykardie bis hin zur Asystolie (bei Beteiligung des R. sinus carotici)
Trigger
Trigger induzieren das Auftreten der plötzlichen Schmerzattacken. Mögliche Triggerfaktoren sind:
- Kalte Getränke
- Husten
- Gähnen
- Kauen, Essen
- Sprechen
- Druckausübung auf die Tonsillarregion
Diagnose
Die Diagnose kann durch Auslösung einer Attacke mit Spateldruck auf die Tonsillenregion relativ eindeutig gestellt werden. Als weiterer diagnostischer Hinweis gilt die Besserung der Beschwerden nach Injektion eines Lokalanästhetikums in die Tonsillenloge. Eine symptomatische, sekundäre Neuralgie sowie die Differentialdiagnosen müssen mit bildgebenden Verfahren (MRT, CT), Lumbalpunktion (bei Verdacht auf Multiple Sklerose) und ggf. HNO- und Zahnfachärztliche Unterschung ausgeschlossen werden.
Differentialdiagnose
- primäre oder sekundäre Trigeminusneuralgie
- atypischer Gesichtsschmerz
- Zahnschmerzen, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich (Tonsillitis, Zahnfleischentzündung)
- Kraniomandibuläre Dysfunktion
- Erkrankungen aus dem HNO- und Kieferbereich
Therapie
- Neuraltherapie: Injektion eines Lokalanästethikums (z.B. Xylocain) in die Tonsillenloge
- Carbamazepin als Prophylaxe, Phenytoin bei akuter Schmerzattacke
- bei schweren Fällen: Perkutane Thermoläsion des N. IX., mikrovaskuläre Dekompression des Nerven nach okzipitaler Trepanation.
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