Schulterinstabilität
Synonyme: glenohumerale Instabilität, Schultergelenkinstabilität
Englisch: glenohumeral instability, shoulder instability
Definition
Unter einer Schulterinstabilität versteht man die Tendenz zu wiederkehrenden Subluxationen und Luxationen des Schultergelenks. Ursächlich ist eine gestörte Funktion der funktionellen und anatomischen Gelenkstabilisatoren.
Einteilung
...nach Funktion
Statische Schulterinstabilität
Bei der statischen Schulterinstabilität liegt ein fehlendes Alignment in Ruhestellung vor. Ursächlich sind z.B. chronische Rotatorenmanschettenrupturen oder eine schwere Omarthrose.
Dynamische Schulterinstabilität
Bei der dynamischen Schulterinstabilität findet sich ein fehlendes Alignment bei Bewegung bzw. Belastung. Man unterscheidet je nach Ursache zwischen einer traumatischen und einer atraumatischen Form.
- Traumatische Form: Die traumatische Form entsteht am häufigsten aufgrund einer oder mehrerer vorderer Schulterluxationen und geht mit typischen Begleitverletzungen einher. Sie wird auch als "TUBS" (traumatic unilateral dislocations with a Bankart lesion requiring surgery") bezeichnet.
- Atraumatische Form: Die atraumatische Form wird auch als "AMBRI" (atraumatic, multidirectional, bilateral, rehabilitation, and occasionally requiring an inferior capsular shift) bezeichnet. Sie ist assoziiert mit Hyperlaxizität der Gelenkkapsel, glenohumeraler Hypermobilität und spontanen Schulterluxationen.
...nach Muster
- anteriore Schulterinstabilität: Sie ist mit 95 % die häufigste Form. Es handelt sich in der Regel um eine TUBS. Die häufigste Ursache ist eine vorherige vordere Schulterluxation, die mit einer Bankart-Läsion mit Verletzung des anterioren Zügel des Ligamentum glenohumerale inferius (IGHL) einhergeht.
- posteriore Schulterinstabilität: Seltene Form, die meist nach einer hinteren Schulterluxation entsteht. Meist liegt eine hintere Bankart-Läsion mit Verletzung des posterioren Zügels des IGHL vor. Sie ist mit einer Hypoplasie und Retroversion des Glenoids assoziiert.
- multidirektionale Schulterinstabilität: ist auf eine angeborene, meist bilaterale Laxizität der Gelenkkapsel zurückzuführen und entspricht funktionell der atraumatischen Form (AMBRI).
- superiore Schulterinstabilität: meist in Verbindung mit multidirektionaler Schulterinstabilität.
Pathophysiologie
Aufgrund der erhöhten Beweglichkeit im Schultergelenk entstehen sekundäre Veränderungen, die wiederum für ein Schulterimpingement prädisponieren:
- subakromialer Knochensporn
- Hypertrophie des Tuberculum majus humeri
- Hypertrophie des Ligamentum coracoacromiale
Diagnostik
Neben der Anamnese und körperlichen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz.
Konventionelles Röntgen
Im konventionellen Röntgenbild können sekundäre Knochenveränderungen erkennbar sein, die mit einer Schulterluxation einhergehen oder bei Schulterinstabilität entstehen. Häufig sind die Röntgenbilder aber unauffällig.
Computertomographie
In der Computertomographie (CT) sind knöcherne Verletzungen des Humeruskopfs und Glenoidrands bei traumatischer Instabilität besser darstellbar. Bei atraumatischer Instabilität finden sich keine spezifischen Befunde.
Magnetresonanztomographie
Die Magnetresonanztomographie (MRT) bzw. MR-Arthrographie sind die Methoden der Wahl. Es lassen sich chondrale und kapsuloligamentäre Verletzungen wie beispielsweise Bankart-, ALPSA-, GLAD- und HAGL-Läsionen nachweisen. Bei multidirektionaler Instabilität liegt oft eine zirkumerentielle Labrumläsion vor.
Therapie
Anteriore und posteriore Schulterinstabilitäten werden meist durch eine chirurgische Reparatur mit Verstärkung der Gelenkkapsel behandelt. Bei multidirektionaler Schulterinstabilität erfolgt häufig eine physiotherapeutische Stärkung der Rotatorenmanschette.