Gewöhnlicher Liguster
Synonyme: Beinholzstrauch, gemeiner Liguster, Rainweide, Rheinbeerbaum, Rheinwunder, spanische Weide, Tintenbeeren, Tintenbeerstrauch, Tintenbeertraube, Zaunriegel
Englisch: wild privet, common privet, European privet
Definition
Der gewöhnliche Liguster, botanisch Ligustrum vulgare, ist eine Giftpflanze aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae).
Verbreitung
Die Verbreitung des gewöhnlichen Ligusters reicht von Nordwestafrika über Europa bis zu den Kaukasusländern und zum nordwestlichen Teil des Iran.
Toxikologie
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) stuft den gewöhnlichen Liguster in die Risikokategorie 1 ein (leicht giftig). Alle Pflanzenteile enthalten die giftigen Glykoside Ligutrosid, Oleuropein und Syringin, wobei sich der höchste Gehalt in den Beeren befindet. Als toxische Dosis werden etwa 10 Beeren genannt, wobei geringere Mengen meist symptomlos vertragen werden. Bei Vergiftungen kommt es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Gelegentlich zeigen sich Kopfschmerzen, Krampfanfälle, schwere Magen-Darmreizungen sowie Kreislaufstörungen.
Bei Hautkontakt können Giftstoffe über die Haut aufgenommen werden und ein sogenanntes Liguster-Ekzem auslösen.[1][2]
Therapie
In den meisten Fällen ist nach Verzehr weniger Beeren die orale Flüssigkeitsgabe zur Verdünnung des Giftes im Magen ausreichend. Bei größeren Mengen kann medizinische Kohle eingesetzt werden. Ein Antidot ist bisher (2024) nicht bekannt, die Therapie erfolgt symptomatisch.[2][3]
Veterinärtoxikologie
Für Vögel und Kleintiernager sind die Beeren unproblematisch. In der Literatur sind Todesfälle bei Pferden, Rindern und Schafen beschrieben.[1]
Tierart | Klinik |
---|---|
Pferd | Kolik, Inkoordination, Taumeln, Festliegen, Hinterhandslähmung, Tachykardie, hyperämische Schleimhäute, Hyperthermie, Mydriasis, Tod (möglich nach 4 bis 48 Stunden) |
Rind | Ataxie, Festliegen, Depression, grünlicher Nasenausfluss, kein Wiederkauen, Tachykardie, Tachypnoe |
Schaf | Abdominalschmerzen, Inkoordination, Inappetenz, reduziertes Wiederkauen, Hyperthermie, Tachykardie, Tachypnoe, hyperämische Schleimhäute, Mydriasis |
Medizinische Bedeutung
Die Pflanze hat heute (2024) keine medizinische Bedeutung mehr. Historisch wurde Liguster zur Entzündungshemmung im Mund- und Halsbereich genutzt.[4]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 CliniPharm; CliniTox Pflanzengifte – Ligustrum vulgare; abgerufen am 23.05.2024
- ↑ 2,0 2,1 Bundesinstitut für Risikobewertung; Verbraucherinfo; Risiko Pflanze – Einschätzung und Hinweise; Stand: 2017
- ↑ Giftzentrale Bonn; Liguster, Gemeiner (Ligustrum vulgare); abgerufen am 23.05.2024
- ↑ Liguster – eine (un)bekannte vergessene Arzneipflanze?; Zeitschrift für Phytotherapie 2020; 41(05): 251-255