Depemokimab
Synonym: GSK-3511294
Englisch: depemokimab
Definition
Depemokimab ist ein monoklonaler Antikörper, der sich gegen Interleukin-5 richtet. Er zeichnet sich durch eine sehr lange Halbwertszeit aus. Eine mögliche Indikationen ist die chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP). Der Wirkstoff befindet sich derzeit (04/2025) noch in der Entwicklung.
Hintergrund
Interleukin-5 (IL-5) ist ein wichtiges Schlüsselzytokin bei der Entstehung von Typ-2-Entzündungen. Es ist an der Differenzierung, Reifung, Rekrutierung und Aktivierung von eosinophilen Granulozyten beteiligt. Diese sind beim eosinophilen Asthma im Blut und Sputum im Überschuss vorhanden. Eine Blockierung von IL-5 führt zu einer Reduzierung der Entzündungsaktivität. Andere Wirkstoffe (Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab), die gegen IL-5 oder seinen Rezeptor gerichtet sind, sind bereits für die Therapie zugelassen.
IL-5 kommt auch bei 85 % der Menschen mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) vor. Die Konzentration im Gewebe der Nasennebenhöhlen und Nasenpolypen wird mit der Schwere der Erkrankung in Verbindung gebracht. Die Prävalenz von CRSwNP wird auf bis zu 4 % der Allgemeinbevölkerung geschätzt.
Biochemie
Im Vergleich zu Mepolizumab unterscheidet sich die Aminosäuresequenz. Dadurch wird eine höhere Bindungsaffinität gegen IL-5 erreicht. Durch Modifikationen im Fc-Teil des Antikörpers bindet Depemokimab verstärkt an den neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn-Rezeptor). Dadurch wird ein lysosomaler Abbau verhindert.
Im Vergleich zu Mepolizumab wird dadurch eine etwa 29-fach höhere Wirksamkeit und eine etwa 2-fach niedrigere Clearance erreicht. Daraus ergibt sich eine reduzierte Injektionshäufigkeit von 2-mal jährlich.
Indikationen
Derzeit (2025) laufen Zulassungsstudien für die Add-on-Behandlung von Patienten ab 12 Jahren mit schwerem Asthma vom eosinophilem Phänotyp und einer Vorgeschichte von Exazerbationen trotz Einnahme von inhalativen Glukokortikoiden in mittlerer oder hoher Dosis.
Als weitere Indikationen kommen chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) und das hypereosinophile Syndrom (HES) in Betracht.
Studien
In den ANCHOR-1 (N=271) und ANCHOR-2 (N=257) Studien wurden statistisch signifikante Verbesserungen bei der Größe der Nasenpolypen und der nasalen Obstruktion bei einer zweimal jährlichen Injektion erzielt.
Die SWIFT 1/2-Studie untersuchte die Behandlung von schwerem Asthma. Hier war die annualisierte Rate klinisch signifikanter Exazerbationen über 52 Wochen unter Depemokimab signifikant (58/48 %; P < 0,001) niedriger als unter Placebo.
Das Nebenwirkungsprofil ähnelte in den SWIFT- und ANCHOR-Studien dem Placeboniveau. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Lokalreaktionen an der Einstichstelle und Kopfschmerzen.
Zulassung
Bisher (04/2025) wurde Depemokimab noch nicht durch die EMA zugelassen.
Quellen
- Pharmazeutische Zeitung – Biologikum Depemokimab hat ultralange Wirkung, abgerufen am 14.04.2025
- GSK – Depemokimab delivers clinically meaningful and statistically significant improvements for patients with chronic rhinosinusitis with nasal polyps (CRSwNP), abgerufen am 18.04.2025
- Schalwijk et al. Pharmacokinetics of Depemokimab Delivered by Safety Syringe Device or Autoinjector in Healthy Adults: A Phase 1, Single-Dose Study. Clinical Pharmacology in Drug Development. 14(3):190-199. 2025
- Jackson et al. Depemokimab efficacy/safety in patients with asthma on medium/high-dose ICS: The Phase IIIA randomised SWIFT-1/2 studies. Revue Française d'Allergologie. 65:104316. 2025
- Jackson et al. Twice-Yearly Depemikimab in Severe Asthma with Eosinophilic Phenotype. N Engl J Med. 2024
- Gevaert et al. Efficacy and safety of twice per year depemokimab in chronic rhinosinusitis with nasal polyps (ANCHOR-1 and ANCHOR-2): phase 3, randomised, double-blind, parallel trials. The Lancet. 405(10482):911-926. 2025