Foramen-infraorbitale-Anästhesie (Pferd)
Synonym: Foramen-infraorbitale-Block
Definition
Als Foramen-infraorbitale-Anästhesie bezeichnet man eine Form der Leitungsanästhesie am Kopf des Pferdes.
Hintergrund
Bei einer Leitungsanästhesie wird ein bestimmter Nerv durch die gezielte Injektion eines Lokalanästhetikums (z.B. Lidocain) desensibilisiert. Durch die perineurale Infiltration wird die Reizleitung des Nervs unterbunden, sodass alle distal der Punktion liegenden Versorgungsareale anästhesiert sind.
Indikation
Die Anästhesie des Foramen infraorbitale wird zur Schmerzausschaltung der rostralen Versorgungsgebiete des Nervus infraorbitalis verwendet. Durch den Nervenblock können zahnchirurgische Behandlungen an den Schneidezähnen (I1 bis I3), dem Eckzahn (C) sowie an den ersten beiden Prämolaren (P1 und P2) durchgeführt werden.
Anatomie
Das Foramen infraorbitale kann am rostrodorsalen Ende der Crista facialis ertastet werden. Durch diese Öffnung tritt der Nervus infraorbitalis (direkte rostrale Fortsetzung des Nervus maxillaris) aus dem Canalis infraorbitalis aus.
Kurz bevor der Nervus infraorbitalis aus dem Schädel austritt, zweigen von ihm noch Rami alveolares superiores rostrales ab. Diese kleinen Äste ziehen durch einen inzisivomaxillären Kanal nach rostral, um dann den Eckzahn sowie die Schneidezähne zu innervieren. Das Zahnfleisch hingegen wird durch eigenständige Rami gingivales superiores versorgt. Nachdem der Nervus infraorbitalis das Foramen infraorbitale verlassen hat, teilt er sich in Rami nasales externi und Rami nasales interi sowie Rami labiales superiores auf. Diese Äste innervieren einerseits die Nasenregion und den Nasenvorhof, andererseits die Haut und Schleimhaut der Oberlippe.
Durchführung
Das im Zwangsstand fixierte und sedierte Pferd wird zusätzlich von einer Hilfsperson am Kopf stabilisiert. Die betreffende Region wird mit Seife gewaschen und mit 70%igem Ethanol gründlich desinfiziert.
Die Punktionsstelle befindet sich ca. eine Fingerbreite oberhalb der Verbindungslinie zwischen der Incisura nasoincisiva und dem rostralen Ende der Crista facialis (3-Finger-Griff: Daumen auf Ende der Crista facialis, Mittelfinger liegt auf der Incisura nasoincisiva und der Zeigefinger kommt mittig auf dem Foramen zum liegen). Der in diesem Bereich liegende Musculus levator nasolabialis muss zur Seite (dorsal) gedrückt werden, damit das Foramen infraorbitale ertastet werden kann. Anschließend kann die 20-G-Kanüle (0,9 mm x 40 mm) etwa 3 bis 4 cm weit eingeführt und 2-8 ml 2%iges Lidocain appliziert werden.
Literatur
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
- Bartmann CP, Becker M, Bienert-Zeit A, Gehlen H, Grabner A, Hiepe T, von Samson-Himmelstjerna G, Scheidemann W, Schusser GF, Stadtbäumer G. Krankheiten des Verdauungstrakts. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 421-615. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Salomon FV, Geyer H, Uwe G. 2008. Anatomie für die Tiermedizin. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1075-1
- Nickel R, Schummer A, Seiferle E. 2003. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band I: Bewegungsapparat. 8., unveränderte Auflage. Stuttgart: Parey in MSV Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4149-6
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