Fachkunde Rettungsdienst
Synonyme: Fachkunde Arzt im Rettungsdienst, Fachkunde Rettungsmedizin, Fachkunde Rettungsarzt
Definition
Die Fachkunde Rettungsdienst ist eine Qualifikation für Ärzte, die eine Tätigkeit als Notarzt im Rettungsdienst ausüben wollten. Sie umfasst Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen in der präklinischen Notfallversorgung, insbesondere in der Durchführung lebensrettender Maßnahmen sowie der weiterführenden notärztlichen Therapie.
Hintergrund
Ab den 1970er-Jahren wurde die Qualifikation für Ärzte im Notarztdienst in Deutschland zunehmend standardisiert. Zu Beginn übernahmen vor allem niedergelassene Ärzte ohne spezifische notfallmedizinische Ausbildung notärztliche Aufgaben. Mit dem Ausbau der Rettungsdienste und der Einrichtung von fest besetzten Notarztstandorten entstand die Notwendigkeit von einheitlichen Qualitätsstandards.
1994 legte die Bundesärztekammer erstmals bundeseinheitliche Richtlinien zur Fachkunde Rettungsdienst vor, die in den folgenden Jahren mehrfach überarbeitet wurden. Bis dahin genügte für die Tätigkeit als Notarzt in vielen Regionen der Nachweis über erweiterte Erste-Hilfe-Kenntnisse und einen Reanimationskurs. Mit den neuen Vorgaben sollte eine einheitliche Qualifikation geschaffen werden, um die Patientensicherheit zu stärken und die Qualität präklinischer Maßnahmen zu verbessern. In der Praxis blieben die konkreten Zugangsvoraussetzungen jedoch heterogen und unterschieden sich zum Teil deutlich zwischen den einzelnen Landesärztekammern.
Heute (2025) wird die Fachkunde Rettungsdienst nur noch von den Ärztekammern Westfalen-Lippe und Rheinland-Pfalz vergeben. Bereits erworbene Fachkunden behalten ihre Gültigkeit, jedoch fordern viele Rettungsdienstträger und ärztliche Leiter Rettungsdienst mittlerweile den Nachweis der Zusatzweiterbildung Notfallmedizin als Voraussetzung für die Tätigkeit als Notarzt.
Abgrenzung
Die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin ist seit 2009 die einheitliche Standardqualifikation für Notärzte in Deutschland. Sie ersetzt die frühere Fachkunde Rettungsdienst und schafft eine bundesweit verbindliche Grundlage für die Tätigkeit im Notarztdienst. Die Zusatzweiterbildung wurde inhaltlich erweitert und an moderne Standards angepasst, unter anderem durch die Einbeziehung von Kindernotfällen, MANV-Szenarien und medizinrechtlichen Aspekten. Zudem erfordert der Erwerb eine umfassendere praktische Erfahrung sowie eine abschließende mündliche Prüfung bei der Ärztekammer.
Weiterbildung
Weiterbildungsvoraussetzung
Für die Fachkunde Rettungsdienst ist eine 18 bis 24-monatige Weiterbildung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung im stationären Bereich unter Befugnis an einer anerkannten Weiterbildungsstätte vorgeschrieben.
Davon müssen mindestens 3 Monate in der Intensivmedizin, der Anästhesiologie oder einer interdisziplinären zentralen Notaufnahme absolviert werden, um die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Überwachung und Behandlung kritisch erkrankter Patienten zu erwerben.
Weiterbildungsablauf
Die Weiterbildung umfasst zusätzlich:
- 80 Stunden Kurs-Weiterbildung (Notarztkurs) der Bundesärztekammer
- praktische Weiterbildung mit 10 lebensrettenden Einsätzen (NACA IV oder mehr) unter Anleitung eines erfahrenen Notarztes im Notarztdienst (Notarzteinsatzfahrzeug oder Rettungshubschrauber)
Zudem muss ein Einzelnachweis über die Durchführung folgender Tätigkeiten erbracht werden:
- 25 endotracheale Intubationen
- 50 venöse Zugänge einschließlich unterschiedlicher zentralvenöser Zugänge
- 2 Thoraxdrainagen
- 1 zertifizierter Reanimationskurs am Phantom
Weiterbildungsinhalt
- Lagerung von Notfallpatienten
- Manuelle und maschinelle Beatmung
- Endotracheale Intubation
- Etablierung von periphervenöser und zentralvenöser Zugänge
- Technik und Durchführung der wichtigsten Notfallpunktionen
- Notfallmedikamente
- Reanimation und Notfallversorgung
Literatur
- Bayerisches Ärzteblatt – Artikel aus BAB_0409_173-174, abgerufen am 28. September 2025
- Mohr, Hochleistungsmedizin am Boden, Notfall + Rettungsmedizin, 2007
- Merkblatt Fachkundenachweis Rettungsdienst (Klinikum Dortmund), abgerufen am 28. September 2025
- Reifferscheid et al., Einführung der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, Anästh Intensivmed, 2010
- Notfallmedizin: Einheitlichkeit notwendig, Deutsches Ärzteblatt, 2023
- Ilper et al., Demografie, Ausbildung und Erfahrung der Notärzte in Deutschland, Dtsch Med Wochenschr, 2013