Notarztdienst
Definition
Der Notarztdienst ist ein Bestandteil des deutschen Rettungsdienstsystems und gewährleistet gemeinsam mit dem Rettungsdienst die präklinische Versorgung von Patienten mit akut lebensbedrohlichen Zuständen. Ziel ist die Durchführung erweiterter diagnostischer und lebensrettender Maßnahmen, die über die Kompetenzen des Rettungsfachpersonals hinausgehen.
Hintergrund
Das deutsche Rettungsdienstsystem basiert auf dem arztzentrierten Ansatz. Historisch wurde der Notarztdienst in den 1950er-Jahren als Antwort auf die steigenden Anforderungen der Trauma- und Reanimationsversorgung aufgebaut. Der präklinische Einsatz von Ärzten sollte eine frühzeitige Anwendung invasiver und medikamentöser Maßnahmen ermöglichen, um Mortalität und Morbidität schwerer Notfälle zu senken. Der Dienst wurde anfänglich vorwiegend durch Chirurgen besetzt. Mit der zunehmenden Etablierung des Systems kam es zu einer Veränderung des Patientenkollektives, wobei in zunehmendem Maße internistische Notfallpatienten das Einsatzspektrum im Notarztdienst ausmachten. Dies führte auch zu einer Verschiebung der Fachdisziplinen der Ärzte, die am Notarztdienst teilnahmen. Bezüglich der Qualifikation wurden 1983 durch die Bundesärztekammer konkrete Vorgaben gemacht.
Heute ist der Notarztdienst gemeinsam mit dem Rettungsdienst flächendeckend in Deutschland verfügbar. Innerhalb der Hilfsfrist (je nach Bundesland unterschiedlich) sollte die notfallmedizinische Versorgung stattfinden.
Qualifikation
Die Qualifikation für den Notarztdienst ist über die Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern einheitlich geregelt und setzt eine fortgeschrittene Weiterbildung in einem notfallrelevanten Fachgebiet voraus. Kern ist die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin mit 80 Stunden Kurs, 50 Einsätzen und definierten Weiterbildungszeiten in einer Klinik mit Notfallaufnahme/Intensivstation.
Struktur
Das deutsche System basiert überwiegend auf dem Rendezvous-Prinzip: Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) werden getrennt disponiert. Das NEF bringt den Notarzt zum Einsatzort, während der RTW die rettungsdienstliche Erstversorgung sowie den Transport übernimmt.
In einzelnen Großstädten existieren zudem Notarztwagen (NAW), bei denen Notarzt und Rettungsdienstpersonal gemeinsam auf einem Fahrzeug ausrücken. Zusätzlich stehen flächendeckend notarztbesetzte Rettungshubschrauber zur Verfügung, die zum schnellen und schonenden Transport oder zur schnellen Notarztzubringung ergänzend alarmiert werden können.
Organisation
Die Verantwortung für den Notarztdienst liegt bei den Bundesländern. Operativ wird er nahezu überall durch Landkreise und kreisfreie Städte organisiert. (Ausnahme Bayern, hier durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern) Häufig bestehen Kooperationsverträge mit Kliniken oder regionalen Zweckverbänden, die Personal für den Notarztdienst bereitstellen. Die ärztliche Besetzung erfolgt je nach Region durch Kliniken, Kassenärztliche Vereinigungen oder Mischmodelle.
Literatur
- Sefrin. Entwicklung des Notarztwesens in Deutschland, AINS 2013, Thieme-Verlag
- Ilper et. al. Demografie, Ausbildung und Erfahrung der Notärzte in Deutschland, Deutsche Med Wochenschr 2013, Thieme-Verlag
- Feth et. al. Wo steht der Notarztdienst im Jahr 2027, Wissenschaftliche Arbeitstage Notfallmedizin 2024