Eizellspende
Definition
Unter einer Eizellspende versteht man ein reproduktionsmedizinisches Verfahren, bei der man die Eizellen einer Spenderin entnimmt, extrakorporal mittels IVF oder ICSI befruchtet und anschließend einer Empfängerin überträgt. Die zur Befruchtung verwendeten Spermien stammen dabei in der Regel vom Partner der Eizellempfängerin.
Hintergrund
Das Gegenstück zur Eizellspende ist die Samenspende. Hierbei wird entweder eine heterologe intrauterine Insemination (IUI) mit Fremdsamen oder eine IVF/ICSI durchgeführt. Eine Eizellspende kann offen (nicht-anonym) oder geschlossen (anonym) ablaufen. Darüber hinaus kann sie altruistisch oder finanziell motiviert sein. Beides ist in der Regel durch die Gesetzeslage des Landes geregelt, in der die Eizellspende stattfindet.
Epidemiologie
Indikation
Als Gründe für eine Eizellspende kommen unter anderem in Frage:
- genetische/chromosomale Defekte der Empfängerin
- Gonadendysgenesie
- prämature Ovarialinsuffizienz (POI)
- meist altersbedingte, schlechte ovarielle Reserve (DOR), bei der eine IVF aussichtslos erscheint
- Zustand nach bilateraler Ovarektomie
- Chemo- oder Strahlentherapie ohne vorausgegangene Fertilitätsprotektion.
Rechtliche Situation
Während die Samenspende in Deutschland erlaubt ist, ist die Eizellspende explizit verboten. Das Verbot der Eizellspende ist im Embryonenschutzgesetz (EschG) verankert.[2] Die Eizellspende ist in Europa zur Zeit (2023), außer in Deutschland nur noch in der Schweiz verboten.[3] Unbenommen davon können Frauen mit deutscher oder schweizerischer Staatsbürgerschaft eine Eizellspende im Ausland durchführen. Sie machen sich dadurch nicht strafbar.
Nach und nach haben die meisten europäischen Länder die Eizellspende zugelassen. Darunter Österreich im Jahr 2015 und zuletzt Norwegen im Jahr 2020. Derzeit (2023) gibt es aber auch Vorstöße in der Schweiz, die Eizellspende zu erlauben. In ihrem Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP vereinbart, eine Kommission einzusetzen, welche die Möglichkeit zur Legalisierung der Eizellspende prüft.[4]
Psychologische und ethische Aspekte
Einer der Hauptgründe der Gegner einer Eizellspende und die gegenwärtige Grundlage eines Verbotes in Deutschland ist die sogenannte gespaltene Mutterschaft und die damit verbundenen, hypothetischen Schäden für das Kind, da die gebärende, soziale Mutter nicht identisch mit der genetischen Mutter ist. Diese Vermutung konnte durch Studiendaten nicht bestätigt bzw. widerlegt werden.[5] Viele Menschen zweifeln die Legitimität des Verbots an und sehen in der Beschränkung der Eizellspende eine Diskriminierung, da eine Samenspende legal ist.
Medizinische Aspekte
Ein weiteres Argument der Befürworter eines Verbotes der Eizellspende sind potenzielle Risiken für Spenderin und Empfängerin. Als Risiken für die Spenderin gelten die Narkose- und Thromboserisiken und ein mögliches ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS) sowie eine mögliche psychologische Belastung.
Daneben gelten seitens der Empfängerin Schwangerschaftsdiabetes und hypertensive Schwangerschaftserkrankungen als mögliche Risiken. So ist etwa das Risiko einer Präeklampsie nach der derzeitigen Datenlage deutlich höher als bei natürlichen Schwangerschaften.[6] Es ist allerdings umstritten, ob dies an der Eizellspende selbst liegt oder an anderen Faktoren, wie dem Endometriumaufbau im artifiziellen Zyklus oder dem durchschnittlich höheren Alter der Eizellempfängerinnen. Beide Faktoren (Alter und artifizieller Zyklus) sind einigen Studien zufolge auch ohne Eizellspende mit einem erhöhtem Präeklampsierisiko assoziiert.[7]
Quellen
- ↑ European IVF-Monitoring Consortium (EIM), for the European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE). Trends over 15 years in ART in Europe: an analysis of 6 million cycles. Hum Reprod Open. 2017
- ↑ Gesetz zum Schutz von Embryonen (Embryonenschutzgesetz - ESchG), abgerufen am 26.1.2023
- ↑ In welchen Ländern ist die Eizellspende erlaubt?, abgerufen am 26.2.2023
- ↑ Koalitionsvertrag 2021— 2025 SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, abgerufen am 26.2.2023
- ↑ Eizellspende, Embryonenspende, Leihmutterschaft Leopoldina, abgerufen am 26.2.2023
- ↑ Risk of adverse perinatal outcomes after oocyte donation: a systematic review and meta-analysis. Assist Reprod Genet. 2020
- ↑ Obstetric and perinatal outcomes following programmed compared to natural frozen-thawed embryo transfer cycles: a systematic review and meta-analysis. Hum Reprod. 2022
Literatur
- Thorn P, Zur Praxis der psychosozialen Beratung im Rahmen der Familienbildung mit Hilfe Dritter In: Beier, K., Brügge, C., Thorn, P., Wiesemann, C. (eds) Assistierte Reproduktion mit Hilfe Dritter. Springer, Berlin, Heidelberg.