Fertilitätsprotektion
Englisch: fertility preservation
Definition
Unter Fertilitätsprotektion versteht man den Erhalt der Fortpflanzungsfähigkeit vor dem Hintergrund eines drohenden Fertilitätsverlusts. Im engeren Sinn versteht man darunter Maßnahmen, die bei bestimmten Erkrankungen oder fertilitätsgefährdenden medizinischen Eingriffen zum Einsatz kommen. Die Verschiebung des Kinderwunsches in eine spätere Lebensphase aus nicht-medizinischen Gründen (Social Egg Freezing) zählt jedoch ebenfalls zur Fertilitätsprotektion.
Indikation
Eine Fertilitätsprotektion ist indiziert bei:
- Erkrankungen oder genetischen Konditionen, die zu einer prämaturen Ovararialinsuffizienz (POI) führen (z.B. Turner-Syndrom)
- Erkrankungen, die eine gonadotoxische Therapie erfordern (z.B. Strahlentherapie, Chemotherapie)
- Erkrankungen, die Operationen am Ovar erfordern, die mit einem Fertilitätsverlust einhergehen (z.B. Endometriose)
Eine mögliche gonadale Schädigung hängt dabei auch vom Patientenalter, der Art der Therapie sowie Dauer und Dosis ab.
Therapieoptionen
Je nach individueller Situation kommen folgende fertilitätsprotektive Maßnahmen in Frage:
- Transposition der Ovarien
- Medikamentöse Ovarsuppression
- Eizellvitrifikation
- Kryokonservierung
- von Embryonen bei bestehender Partnerschaft
- von Ovarien
- von Spermien
- von Hodengewebe
Sonstiges
Die Fortschritte in der Reproduktionsmedizin, wie auch die signifikante Zunahme der Überlebensraten bei vielen malignen Erkrankungen, haben dazu geführt, dass der Fertilitätsprotektion eine bedeutendere Rolle zukommt. Das 2006 gegründet Netzwerk FertiPROTEKT besteht aus Onkologen, Rheumatologen und Reproduktionsmedizinern. Sie beraten und behandeln Patienten vor keimzellschädigenden Therapien basierend auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Kostenübernahme
Seit dem Inkrafttreten der Richtlinie zur Kryokonservierung am 15.11.2022 besteht in Deutschland für Versicherte unter bestimmten Umständen ein Leistungsanspruch auf Kryokonservierung von Keimzellen bei keimzellschädigenden Therapien.
Literatur
- Gemeinsamer Bundesausschuss - Richtlinie zur Kryokonservierung, abgerufen am 04.04.2023