Dissoziativum
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Englisch: dissociative
Definition
Dissoziativa sind eine heterogene Gruppe von psychotropen Wirkstoffen, die ihre Hauptwirkung an NMDA- und Opioidrezeptoren entfalten. Sie rufen dissoziative und halluzinogene Effekte beim Konsumenten hervor.
Vertreter
Zu den Dissoziativa gehören u.a.:
Wirkmechanismus
Bei den meisten dissoziativen Wirkstoffen findet die Hauptwirkung am NMDA-Rezeptor statt. Der NMDA-Rezeptor gehört zu den ionotropen Glutamatrezeptoren. Dabei handelt es sich um Ionenkanäle in der Zellmembran, die durch die Bindung ihres spezifischen Liganden – Glutamat – aktiviert werden und sich öffnen. Dissoziativa wirken an den NMDA-Rezeptoren nicht-kompetitiv als Kanalblocker. Sie blockieren die Bindungsstelle der Rezeptoren, sodass der Kanal geschlossen bleibt.
Andere Dissoziativa wirken stattdessen als Agonist an spezifischen Opiodrezeptoren (Salvinorin A) oder einer Kombination aus beiden Rezeptoren (Methoxetamin).
Wirkung
Der Drogenrausch (Trip), der durch dissoziative Wirkstoffe hervorgerufen wird, unterscheidet sich häufig deutlich von dem der psychedelischen Drogen. Psychedelische Wirkungen sind bei der Einnahme von dissoziativen Drogen jedoch nicht unwahrscheinlich. Dies ist insbesondere bei drogeninduzierter Dopamin-Wiederaufnahmehemmung und gleichzeitiger Aktivierung von Sigma-1-Rezeptoren bei sehr hoher Dosierung des Wirkstoffes der Fall. Auch transzendente Sinneseindrücke sind dabei nicht selten.
Die eigentliche dissoziative Wirkung von Dissoziativa führt dagegen zu einer Entkopplung mentaler Prozesse vom menschlichen Bewusstsein. Es kommt zu außerkörperlichen Erfahrungen und dem Eindruck, es würden mehrere parallele Welten nebeneinander existieren. Charakteristisch ist auch ein permanentes Gefühl der Unwirklichkeit. Diese Gefühle können auch viele Tage nach der Einnahme eines dissoziativen Wirkstoffes immer wieder auftreten.
Toxikologie
Bestimmte dissoziative Wirkstoffe aus dem Bereich der NMDA-Rezeptorenblocker haben in langjährigen Tierversuchen zu teilweise irreparablen Schädigungen im Hirngewebe der betroffenen Tiere geführt. Der US-amerikanische Psychopathologe und Neurologe John W. Olney beschrieb die vorhandenen und beobachteten Schädigungen der Tiergehirne als Löcher. Diese Läsionen werden als Olney’s Lesions (deutsch: Olney-Läsionen) oder NMDA antagonist neurotoxicity (NAN) bezeichnet. Häufigste Symptome dieser Gehirnschädigungen sind Gedächtnisprobleme und auffallende Schwierigkeiten bei komplexen Lernprozessen. Ob diese Versuchsergebnisse aus den Tierforschungsreihen auch auf den menschlichen Organismus übertragbar sind, ist bisher noch nicht umfassend geklärt. Stichhaltige wissenschaftliche Studien an Dissoziativakonsumenten gibt es wegen grundsätzlicher instrumenteller Schwierigkeiten bisher nicht in ausreichendem Maße.
Quelle
- Betzler und Majic. Dissoziativa. Handbuch Psychoaktive Substanzen. Springer Link. 2017
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