Ibogain
Handelsname: Lamberéne® (obsolet)
Englisch: Ibogain
Definition
Ibogain ist ein natürlich vorkommendes Indolalkaloid mit halluzinogenen Eigenschaften, das aus der Wurzelrinde des westafrikanischen Ibogastrauchs (Tabernanthe iboga) gewonnen wird.
Geschichte
Die psychoaktive Wirkung von Ibogain ist schon lange bekannt. Indigene Völker aus West- und Zentralafrika verwenden die Substanz seit mehreren Jahrhunderten für medizinische Zwecke, religiöse Zeremonien und spirituelle Erweiterungen. In den 1930er Jahren wurde es in Frankreich unter dem Handelsnamen "Lamberéne" als Mittel gegen Depressionen, Müdigkeit und Infektionen eingesetzt. Der mögliche Einsatz von Ibogain zur Therapie von Suchterkrankungen wurde erstmals in den 1960er Jahren erwogen. In der EU ist der Wirkstoff derzeit (2022) nicht als Arzneimittel zugelassen.
Wirkmechanismus
Die pharmakologische Wirkung von Ibogain ist noch nicht vollständig geklärt (2022). Diskutiert werden:
- positiv regulierender Einfluss auf GDNF
- NMDA- bzw. ACh-Rezeptorantagonismus
- Modifikation der Opiatrezeptorantwort
- Serotonin-Rezeptoragonismus bzw. Serotonin-Transporter-Antagonismus
Weitere Studien zeigten Wirkungen auf Dopamin-Transporter und Sigma-2-Rezeptoren.
Bekannt ist, dass Ibogain durch seine psychoaktive Wirkung stimmungsaufhellende, antidepressive und bewusstseinserweiternde Eigenschaften besitzt. Bei schädlichem Substanzgebrauch von beispielsweise Alkohol, Kokain, Methamphetamin, Opiaten und Nikotin reduziert es zudem das Verlangen nach der Substanz sowie die Entzugserscheinungen und Rückfälle bei Abstinenz.
Nebenwirkungen
Ibogain hat nur eine geringe Auswirkung auf CYP3A4- und OATP1B1/1B3-Proteine der Leber. Interindividuelle Schwankungen und Nebenwirkungen, bezogen auf metabolisierende Enzyme der Leber, sind daher selten. Allerdings wurde in Studien zum Einsatz von Ibogain über schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Todesfälle berichtet. Die Nebenwirkungen umfassten vor allem QTc-Verlängerungen, Torsade-de-Pointes-Tachykardien, Bradykardien, Herzstillstände und schwerwiegende Ataxien.
Einer Forschungsgruppe der Universität von California ist es nach eigenen Angaben gelungen, ein ähnlich entzugsförderndes und gleichzeitig nebenwirkungsarmes Analogon (TBG) von Ibogain zu synthetisieren.[1] Ob es zu einer medizinischen Anwendung kommt, ist jedoch abzuwarten.
Literatur
- Clemens A.; Clean werden um jeden Preis?; Spektrum 2018
- Corkery JM; Ibogaine as a treatment for substance misuse: Potential benefits and practical dangers; 2018
- Knuijver T; Safety of ibogaine administration in detoxification of opioid-dependent individuals: a descriptive open-label observational study; 2021
- Wasko MJ; DARK Classics in Chemical Neuroscience: Ibogaine; 2018
- Ibogain: Die universelle Anti-Droge?, DocCheck News, abgerufen am 1.8.2022