Dipylidiasis (Fleischfresser)
Synonym: Dipylidiose
Definition
Eine Dipylidiasis ist eine Parasitose der Fleischfresser, die durch eine Infektion mit Gattungen der Familie Dipylidiidae verursacht wird. Sie kann in seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragen werden und zählt daher zu den Zooanthroponosen.
Erreger
Dipylidiosen werden durch Infektionen folgender Gattungen aus der Familie Dipylidiidae verursacht:
Beim Hund und auch bei der Katze ist die Gattung Dipylidium am wichtigsten. Bei diesen Tieren sind zahlreiche Dipylidium-Arten beschrieben, u.a. der wichtigste Vertreter, Dipylidium caninum (seltener auch Dipylidium sexcoronatum).
Dipylidium caninum
Das adulte Stadium ist im Mittel 13 cm lang und kann selten auch eine Länge von bis zu 80 cm erreichen. Die Breite variiert zwischen 2 und 4 mm. Der Parasit weist einen Skolex mit vier Saugnäpfen sowie Rostellum auf, das 3 bis 5 Reihen größere (rund 13 μm) und kleinere (rund 7 μm) Haken trägt. Die graviden Proglottiden sind kürbiskern- oder gurkenkernähnlich und deutlich länger als breit (7 - 12 x 1,5 - 3 mm) geformt sowie etwas rötlich-gelblich gefärbt. Die Gesamtzahl der Proglottiden beträgt zwischen 20 und 130 oder mehr.
Joyeuxiella und Diplopylidium
Beide Arten unterscheiden sich von Dipylidium v.a. durch folgende Merkmale: Die Eikapsel enthält nur ein einziges Ei. Dabei liegen die bilateralen Genitalpori bei beiden Gattungen vor der Gliedmitte. Bei Joyeuxiella liegt der Zirrus vor der Vagina, bei Diplopylidium dahinter. Folgende Arten treten am häufigsten auf:
- Diplopylidium acanthotreta (Katze, Wildkarnivoren; Vorkommen: Europa, mittlerer Osten)
- Diplopylidium noelleri (Hund, Katze, Fuchs; Vorkommen: Türkei, mittlerer Osten, Spanien, u.a.)
- Joyeuxiella pascualei (Hund, Katze, wild lebende Karnivoren; Vorkommen: Europa, Afrika, mittlerer Osten)
Vorkommen
Dipylidium caninum hat eine weitreichende Verbreitung und gehört zu den häufigsten Bandwurmarten beim Hund und bei der Katze. Die Prävalenz bei der Katze (nach Sektionsstatistiken) liegt in Deutschland zwischen bei 4,5 % (n = 111) und in der Schweiz bei 12 % (n = 188). In Spanien konnten bei 58 untersuchten Tieren in 21 % Dipylidium caninum, in 21 % Diplopylidium acanthotretra, in 9 % Diplopylidium noelleri und in 55 % Joyeuxiella pascualei nachgewiesen werden. Die Prävalenz von Dipylidium caninum in Österreich liegt bei 5,8 % (n = 154).
Entwicklung
Fleischfresser beherbergen oftmals mehrere Exemplare von Dipylidium caninum im Dünndarm. Nachdem die Proglottiden von den Cestoden abgestoßen werden, gelangen sie passiv beim Kotabsatz oder durch aktive Auswanderung durch den Anus in die Umwelt. Noch im Darm werden aus den Proglottiden Eipakete freigesetzt, die durch mikroskopische Kotuntersuchungen nachweisbar sind.
Die an die Umwelt abgegebenen Proglottiden bleiben oftmals am Fell oder am Lager der Tiere haften und trocknen so zu reiskornähnlichen Gebilden ein. Dabei werden die Eipakete ausgepresst. Die in den Paketen enthaltenen Eier sind wochenlang lebensfähig.
Die Eier von Dipylidium caninum werden von Flohlarven aufgenommen. Dabei penetrieren die Onkosphären (Hakenlarve) die Darmwand und siedeln sich so in der Leibeshöhle an. Im Anschluss beginnt die Entwicklung zum infektiösen Zystizerkoid. Bei Temperaturen zwischen 30 und 32 °C können die Zystizerkoide innerhalb von 9 bis 19 Tagen ihre Entwicklung in den Flöhen abschließen. Zwischenwirte für Dipylidium caninum sind der Hunde- und Katzenfloh (Ctenocephalides canis, Ctenocephalides felis), der Menschenfloh (Pulex irritans) und auch Haarlinge (Trichodectes canis).
Die Infektion entsteht indem Hunde und Katze sowie andere Endwirte zystizerkoidhaltige Flöhe verschlucken. Die auf allen Kontinenten auftretende, jedoch seltene Infektion des Menschen betrifft v.a. Kinder, wobei die Erkrankung meist asymptomatisch verläuft.
Klinik
Dipylidium caninum führt zur Desquamation sowie Zerstörung von Epithel- und Drüsenzellen im Dünndarm. Diese sind v.a. an der Anheftungsstelle des Skolex zu beobachten, wobei auch geringfügig entzündliche Infiltrationen der Darmschleimhaut auftreten können. Diese Veränderungen führen nur selten zu Gesundheitsstörungen, wie z.B. wechselnder Appetit, anfallsweise auftretende Diarrhö und Obstipation sowie seltener auch Ileus durch Verlegung des Darmlumens mit Bandwurmketten.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt mittels Nachweis typischer Eipakete im Kot durch das Flotationsverfahren und/oder durch ausgeschiedene Proglottiden.
Therapie
Die Therapie eines Dipylidium caninum-Befalls sollte mit Praziquantel und Epsiprantel in üblicher Dosierung erfolgen. Behandlungsmisserfolge sollten zu einer weiteren Abklärung führen, ob eventuell ein Befall mit Diplopylidium oder Joyeuxiella vorliegt. Bei Katzen konnte beobachtet werden, dass die übliche Dosierung von Praziquantel beim Joyeuxiella-Befall unzureichend war, sodass erst bei einer Dosis von 25 mg/kgKG s.c. der Wurmbefall vollständig eliminiert werden konnte.
Prophylaxe
Die konsequente Bekämpfung von Flöhen kann eine Infektion durch Dipylidium caninum verhindern.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005