Dentatorubro-pallidoluysische Atrophie
Synonyme: Naito-Oyanagi-Krankheit, Haw-River-Syndrom
Englisch: dentatorubral pallidoluysian atrophy, dentatorubropallidoluysian atrophy, Naito-Oyanagi disease, Haw River Syndrome, HRS
Definition
Die dentatorubro-pallidoluysische Atrophie, kurz DRPLA, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die als Subtyp der autosomal-dominanten zerebellären Ataxie vom Typ I (ADCA Typ I) angesehen wird.
- ICD-10: G25.5
Epidemiologie
Es liegen keine Angaben zur allgemeinen Prävalenz vor. In der asiatischen Bevölkerung wird sie mit ca. 1:50.000, in Japan mit 1:208.000 angegeben.
Ätiologie
Der Erkrankung liegt eine Expansion des Polyglutaminbereichs (CAG-Triplett-Repeats) des ATN1-Gen am Genlokus 12p13.31 zugrunde. Im Krankheitsverlauf kommt es durch Zelluntergang zur Atrophie im Bereich von Kleinhirn, Hirnstamm und Großhirn.[1]
Charakteristischerweise nimmt über mehrere Generationen hinweg der Schweregrad der Erkrankung zu, während das Manifestationsalter abnimmt (Antizipation).
Symptome
Die dentatorubro-pallidoluysische Atrophie ist durch neurologische und psychiatrische Symptome gekennzeichnet.[1][2] Dazu zählen u.a.:
Die Ausprägung ist interindividuell sehr variabel. Das klinische Erscheinungsbild korreliert mit dem Ausmaß der CAG-Expansion.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis der CAG-Expansion durch Sequenzierung, als Untersuchungsmaterial werden 2 bis 4 ml EDTA-Blut benötigt. Eine genetische Untersuchung ist bei Ataxie und Choreoathetose unklarer Ätiologie bzw. bei Hinweis auf einen autosomal-dominanten Erbgang indiziert. Eine Pränataldiagnostik sollte bei nachgewiesenem Überträgerstatus eines Elternteils erfolgen.
Mittels zerebralem MRT kann die Atrophie im Bereich des Kleinhirns und des Hirnstamms mit diffusen Signalanhebungen der weißen Substanz dargestellt werden.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch kommen folgende Polyglutaminerkrankungen infrage:[3]
- Huntington-Krankheit
- Spinobulbäre Muskelatrophie Typ Kennedy (SBMA)
- Spinozerebelläre Ataxien vom Typ 1 (SCA1), Typ 2 (SCA2), Typ 3 (Machado-Joseph-Krankheit, SCA3), Typ 6 (SCA6), Typ 7 (SCA7) und Typ 17 (SCA17)
Therapie
Eine kausale Therapie ist derzeit (2025) nicht möglich. Die Behandlung erfolgt symptomatisch.
Prognose
Nach einem Beginn der Erkrankung (mittleres Manifestationsalter: ~ 30 Jahre) kommt es zu einer raschen Progredienz mit häufigen Krampfanfällen. Durch wiederholte Aspiration kann es zu schweren, letal verlaufenden Pneumonien kommen.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Whaley et al., Autosomal dominant cerebellar ataxia type I: a review of the phenotypic and genotypic characteristics, Orphanet J Rare Dis, 2011
- ↑ Kim und Park, Dentatorubral pallidoluysian atrophy with cognitive impairment, epilepsy, movement disorders, and psychosis - a case, Neurocase, 2025
- ↑ Neurodegenerative Erkrankungen. Institut für Medizinische Genetik der Universität Rostock, abgerufen am 02.01.2025
Weblinks
- Atrophie, dentatorubrale-pallidolysiale, Orpha.net, abgerufen am 02.01.2025
- Dentatorubrale-Pallidolysiale Atrophie (DRPLA), MGZ München, abgerufen am 02.01.2025