Polyglutaminerkrankung
Synonyme: PolyQ-Erkrankung, Polyglutaminkrankheit
Englisch: polyglutamine disease, polyQ disease
Definition
Polyglutaminerkrankungen ist der Überbegriff für eine Gruppe genetisch-bedingter Erkrankungen, die durch die Expansion von DNA-Abschnitten gekennzeichnet sind, die für Polyglutaminbereiche kodieren. Charakteristischerweise nimmt über mehrere Generationen hinweg der Schweregrad der Erkrankung zu, während das Manifestationsalter abnimmt (Antizipation).
Hintergrund
Einige Proteine enthalten Sequenzabschnitte, an denen die Aminosäure Glutamin (Q) in vielfacher Wiederholung auftritt. Diese werden durch CAG- oder CAA-Triplett-Repeats kodiert. Bei der Replikation kann es durch die repetitiven Sequenzen zu einer Expansion oder Reduktion der Wiederholungen kommen, die an die Tochterzellen weitergegeben wird.
Der Polyglutaminbereich dient der Interaktion mit anderen Proteinen. Durch die Expansion kommt es zu abnormalen Interaktionen und einer Proteinaggregation.
Arten
In der nachfolgenden Tabelle sind Beispiele für Polyglutaminerkrankungen aufgelistet:[1]
Erkrankung | Protein | Repeatanzahl (gesund) | Repeatanzahl (pathogen) |
---|---|---|---|
Chorea Huntington | Huntingtin | 6–35 | 38–180 |
Spinobulbäre Muskelatrophie | Androgenrezeptor | 9–36 | 38–65 |
Dentatorubrale-pallidolysiale Atrophie | Atrophin | 6–35 | 49–88 |
Spinozerebelläre Ataxie Typ 1 | Ataxin-1 | 6–44 | 39–82 |
Spinozerebelläre Ataxie Typ 2 | Ataxin-2 | 15–31 | 34–64 |
Spinozerebelläre Ataxie Typ 3 | Ataxin-3 | 12–40 | 60–84 |
Spinozerebelläre Ataxie Typ 6 | P-Typ-Calciumkanal | 4–18 | 21–33 |
Spinozerebelläre Ataxie Typ 7 | Ataxin-7 | 4–35 | 34–306 |
Quellen
- ↑ Paulson et al. Polyglutamine disease and neuronal cell death Proc Natl Acad Sci U S A 2000
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