Dentalamalgam
Definition
Dentalamalgam ist ein Füllungsmaterial aus Quecksilberlegierungen, das für Restaurationen im Seitenzahnbereich (Prämolaren und Molaren) verwendet wird.
Zusammensetzung
Zahnärztliche Amalgame entstehen durch das Triturieren von ca. 50 % Quecksilber und einer Feilungsmischung aus Legierungspulver verschiedener Metalle wie Silber, Kupfer, Zink, Indium und Zinn.
Konventionelle Amalgame
Konventionelle Amalgame wurden früher verwendet. Da sie eine Gamma-2-Phase enthalten, sind sie nicht korrosionsbeständig. Bei der Abbindereaktion zwischen Quecksilber und Metallpulver entsteht ein Quecksilber-Zinn-Gemisch, das instabil ist und sich bei Kontakt mit Speichel zersetzt. Bei der Korrosion werden Quecksilber und Zinn frei. Die Abbindereaktion lautet wie folgt:
Ag3Hg4 bezeichnet man als Gamma-1-Phase, Sn8Hg als Gamma-2-Phase. Letztere ist korrosionsfreudig und führt zu einer langsamen Ausdehnung der Füllung ("merkuroskopische Expansion") mit Randspaltbildung. Sn8Hg zerfällt in SnO und Hg, sodass Quecksilber im Mund freigesetzt wird.
Gamma-2-freie Amalgame
Gamma-2-freie Amalgame sind die Nachfolger der konventionellen Amalgame. Sie enthalten ein Cu-Ag-Eutektikum, damit keine Gamma-2-Phase entsteht. Durch ihren hohen Kupfergehalt sind sie korrosionsbeständiger. Auch die mechanische Festigkeit und die Kriechneigung sind verbessert. Man unterscheidet:
- Silberreiche Amalgame: min. 65 % Silber, max. 29 % Zinn, max. 15 % Kupfer
- Kupferreiche Amalgame: min. 40 % Silber, max. 32 % Zinn, max. 30 % Kupfer
Da die Gamma-2-freien Amalgame keine netzartige fortschreitende Korrosion in das Innere der Füllung aufweisen, haben die Füllungen einen besseren Randschluss und eine bessere Langzeithaltbarkeit. Durch die Bildung einer Oxidschicht auf der Füllungsoberfläche werden sie passiviert.
Die Amalgame sind in Kapselform für Trituratoren (Anmischgeräte), in Pulverform für Dosier- und Mischgeräte (Amalgatoren) sowie in Tablettenform für spezielle Disperser verfügbar.
Kontraindikationen
- Allergie bzw. Überempfindlichkeit gegenüber dem Werkstoff
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Kindern unter 15 Jahren
- Milchzahngebiss
- Nierenfunktionsstörungen mit stark eingeschränkter Clearance
In Nachbarschaft von Goldinlays oder Goldlegierungen dürfen keine Amalgamfüllungen gelegt werden, da freie Partikel von Quecksilber oder Zinn mit Gold reagieren und zu Korrosion und Verfärbungen führen.
Vorteile
- Lange Haltbarkeit
- Preisgünstiger als andere Füllungsmaterialien
- Einfache Verarbeitung, geringerer zeitlicher Aufwand als bei Gussfüllungen
- Guter Randschluss
- Hohe mechanische Belastbarkeit, kann Kaudruckbelastungen auf Backenzähne ertragen
- Antibakterielle Wirkung durch Silberionen
Nachteile
- Mit Amalgam gefüllte Zähne sind temperaturempfindlich
- Zahnbrüche bei älteren Füllungen durch Ausdehnung des Werkstoffs
- Quecksilberbelastung beim Einbringen und Entfernen der Füllungen
- Amalgamtätowierungen: Verschleppung von Amalgampartikeln aus schleimhautnahen Füllungsbereichen können die Gingiva oder Mundschleimhaut schwarz verfärben.
Zulassung
Aufgrund einer Entscheidung der EU-Kommission soll ab dem 1. Januar 2025 in der Europäischen Union (EU) ein Verbot von Dentalamalgam gelten. Eine Ausnahme besteht, wenn der Zahnarzt die Verwendung aufgrund der spezifischen medizinischen Bedürfnisse des Patienten für unbedingt erforderlich hält. Sie muss "hinreichend begründet" werden.
Weblink
- Amalgamverbot soll in der EU ab 2025 gelten. Dtsch Ärzteblatt 2024, abgerufen am 12.02.2024