Carbamidperoxid
Synonym: Harnstoffperoxid
Englisch: carbamide peroxide
Definition
Carbamidperoxid ist eine feste Additionsverbindung aus Harnstoff und Wasserstoffperoxid. In wässriger Lösung zerfällt es langsam und setzt dabei Wasserstoffperoxid frei, das als aktiver Bleichwirkstoff fungiert. Es wird vor allem in der Zahnmedizin zur externen Zahnaufhellung (Bleaching) eingesetzt.
Chemie
Carbamidperoxid hat die Summenformel CH₆N₂O₃. Es besteht typischerweise aus einem Molverhältnis von etwa 3:7 Wasserstoffperoxid zu Harnstoff. 10 % Carbamidperoxid entsprechen dabei etwa 3 bis 3,5 % Wasserstoffperoxid.
Beim Zerfall entstehen reaktive Sauerstoffspezies, die chromophore organische Moleküle in Zahnschmelz und Dentin oxidieren. Dadurch kommt es zu einer Aufhellung der Zahnfarbe, ohne dass die Zahnhartsubstanz substanziell abgetragen wird.
Zahnmedizin
Home‑Bleaching
- Anwendung von Carbamidperoxid-Gelen in Konzentrationen von 10 bis 16 % mit individuellen Zahnschienen
- Tragedauer: mehrere Stunden bis über Nacht, über einen Zeitraum von Tagen bis Wochen
In‑Office‑Bleaching (medizinische Aufhellung)
- Anwendung höherer Konzentrationen (bis zu 30 bis 45 %) durch zahnärztliches Fachpersonal
- Kürzere Applikationszeiten (meist 15 bis 60 Minuten)
Studien zeigen, dass auch Konzentrationen von 4 bis 6 % bei längerer Anwendungsdauer eine signifikante Aufhellung bewirken können, bei geringerer Sensitivität und geringerer Peroxidpenetration ins Pulpagewebe.[1] Carbamidperoxid.
Carbamidperoxid ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Dazu zählen Gele für individuelle Schienen, Aufhellungsstreifen sowie kombinierte Systeme mit Lichtaktivierung oder pH-Kontrolle.
Nebenwirkungen
Carbamidperoxid denaturiert und oxidiert die Proteinbestandteile der Schmelzmatrix, insbesondere Matrixproteine wie Amelogenin, Enamelin und Tuftelin. Dadurch werden sie abgebaut, depolymerisiert oder aus der Matrix herausgelöst, was die Porosität und Oberflächenrauigkeit des Zahnschmelzes erhöht. Häufige Nebenwirkungen sind:
- Subsurface-Läsionen
- reversible Hypersensitivität der behandelten Zähne
- Irritationen von Gingiva und Schleimhaut bei Gelkontakt
Bei der kontrollierten Anwendung von Konzentrationen bis 16 % über mehrere Wochen wurden keine signifikanten strukturellen Schäden beobachtet.
Bei unsachgemäßer Anwendung oder hohen Konzentrationen kann es zu einer Beeinträchtigung von Restaurationsmaterialien (Komposite, Amalgam) kommen, z.B. zu einer erhöhten Freisetzung von Quecksilber aus Amalgam, oder einer verringerten Haftung von Adhäsiven.
Kontraindikationen
- Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Vorhandensein zahlreicher Restaurationen, schlechter Mundhygiene oder unbehandelter Karies
Quelle
- ↑ Cordeiro et al., At-home bleaching with carbamide peroxide with concentrations below 10%: bleaching efficacy and permeability in the pulp chamber, Clinical oral investigations, 2024