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Leistenkanal

(Weitergeleitet von Canalis inguinalis)

Synonym: Canalis inguinalis
Englisch: inguinal canal

1. Definition

Der Leistenkanal durchläuft in der Leistenregion die vordere Bauchwand. Er enthält beim Mann den Samenstrang (Funiculus spermaticus), bei der Frau das Mutterband (Ligamentum teres uteri), sowie den Nervus ilioinguinalis und weitere Strukturen.

2. Anatomie

2.1. Verlauf

Von dorsal, kranial und lateral kommend verläuft der Leistenkanal schräg durch die Bauchwand nach ventral, kaudal und medial. Er ist etwa 4 - 6 cm lang (variabel). Durch den schrägen Verlauf besteht ein geringeres Risiko für die Bildung einer Bruchpforte.

2.2. Öffnungen

2.2.1. Anulus inguinalis profundus

Die innere Öffnung des Leistenkanals wird als innerer Leistenring (Anulus inguinalis profundus) bezeichnet. Zur Darstellung ist die Präparation der Fascia transversalis an der Hinterseite der Bauchwand erforderlich. Dort strahlt die Fascia transversalis in den Leistenkanal ein und verläuft als Fascia spermatica interna den Samenstrang umhüllend im Leistenkanal weiter. Der innere Leistenring dient bei einer lateralen (indirekten) Leistenhernie als Bruchpforte.

2.2.2. Anulus inguinalis superficialis

Die äußere Öffnung des Leistenkanals ist der äußere Leistenring (Anulus inguinalis superficialis). Er wird durch einen Schlitz in der Aponeurose des Musculus obliquus externus abdominis gebildet und von der oberflächlichen Bauchwandfaszie (Fascia abdominalis superficialis) bedeckt. Nach Entfernung der Faszie stellt er sich als umgekehrt V-förmige Öffnung einige Fingerbreiten lateral des Schambeinhöckers dar.

2.3. Begrenzungen

2.3.1. Dach

Der Musculus obliquus internus abdominis und transversus abdominis bilden mit ihren kaudalen Rändern das Dach des Leistenkanals.

2.3.2. Boden

Der Boden des Leistenkanals wird durch das Leistenband (lateral) und das aus Fasern der Aponeurose des Musculus obliquus externus entstehende Ligamentum reflexum (medial) gebildet.

2.3.3. Vorderwand

Die Aponeurose des Musculus obliquus externus abdominis (Externusaponeurose) bildet die vordere Begrenzung des Leistenkanals. Lateral wird die Vorderwand durch Fasern des Musculus obliquus internus abdominis verstärkt.

2.3.4. Hinterwand

Die Hinterwand wird aus verstärkten Zügen der Fascia transversalis gebildet.

2.4. Durchtretende Strukturen

2.4.1. ...beim Mann

Der Musculus cremaster durchläuft nicht den gesamten Leistenkanal, da er eine Abspaltung der Bauchwandmuskulatur ist. Seine Fasern legen sich im Leistenkanal von außen an den Funiculus spermaticus an.

2.4.2. ...bei der Frau

3. Embryologie

Eine kleine Ausstülpung des Peritoneums, der sogenannte Processus vaginalis peritonei, entwickelt sich auf drei Seiten jedes Gubernaculums und bildet eine fast ringförmige, blind endende Höhle. Wenn der Processus vaginalis nach inferior vorwächst und zu einer sockenartigen Ausstülpung der Bauchdeckenschichten führt, entsteht der Leistenkanal.

Die erste Schicht ist die Fascia transversalis unter dem Musculus transversus abdominis, die später zur Fascia spermatica interna des Samenstrangs wird. Der Processus vaginalis trifft nicht auf den Muskel selbst, da er in dieser Region eine Lücke aufweist. Anschließend nimmt der Processus vaginalis die Fasern und die Faszie des Musculus obliquus internus abdominis auf. Diese werden zur Fascia cremasterica des Samenstrangs. Schließlich nimmt der Processus vaginalis eine dünne Schicht des Musculus obliquus externus abdominis auf, der zur Fascia spermatica externa wird.

Wenn sich der Processus vaginalis ausdehnt, höhlt er den Leistenkanal aus und bildet einen Hohlraum, in dem der Hoden beim Mann hinabsteigt (Descensus testis). Bei der Frau bleibt der Processus vaginalis rudimentär und bildet sich normalerweise im Laufe der Entwicklung zurück.

siehe Hauptartikel: Leistenkanal (Embryologie)

4. Klinik

Der Leistenkanal stellt eine funktionelle Schwachstelle dar, die in bestimmten Fällen eine Ausstülpung des Peritoneums durch die Bauchwand verursachen können. Diesen Zustand bezeichnet man als Leistenbruch (Hernia inguinalis).

5. Literatur

  • Schoenwolf et al. - Larsen's Human Embryologie, 5. Auflage, 2015
Stichworte: Hernie, Leiste, Leistenhernie
Fachgebiete: Leibeswand

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