Synonym: B. divergens
Babesia divergens ist ein intraerythrozytärer Parasit aus der Familie Babesia. Er ist der Erreger der Babesiose des Rindes und kann in seltenen Fällen auch beim Menschen eine Babesiose auslösen.
Die Babesiose des Rindes wird in den Tropen und Subtropen v.a. durch
In Europa ist Babesia divergens von großer regionaler Bedeutung, wohingegen Babesia major selten vorkommt. Weitere - beim Rind vorkommende - Babesia-Arten sind:
Die Merozoiten von Babesia divergens sind etwa 1,7 µm lang. Die Teilungswinkel (Malteserkreuz: 4 Merozoiten in kreuzförmiger Anordnung) sind stumpf und die Lage im Erythrozyten ist marginal (am Rand).
Babesia divergens kommt in ganz Europa (fokal oder regional) hauptsächlich im Verbreitungsgebiet von Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) und Ixodes persulcatus vor - von Finnland bis zum Mittelmeer und in der Türkei (Schwarzmeerküste). Zusätzlich findet man diesen Parasiten in den Höhenlagen des Libanon und in Nordafrika (Tunesien).
Ixodes ricinus ist der einzige Vektor in Mitteleuropa. Ausbrüche von Babesiosen - verursacht durch Babesia divergens - beschränken sich meist auf bestimmte Weiden einzelner Bestände und seltener auf den gesamten Betrieb oder auf größere Gebiete (z.B. Gebirgstäler). Jährlich auftretende Ausbrüche von Erkrankungen können deshalb auf stabile Habitate der Zecken zurückgeführt werden. Im Gegensatz dazu können Ausbrüche in mehrjährigen Intervallen aufgrund von temporären Habitaten auftreten.
Temporäre Habitate entstehen, wenn Zecken beispielsweise durch Vögel, Kleinsäuger oder Rotwild verschleppt werden und unter geeigneten Bedingungen eine gewisse Zeit überleben und aktiv bleiben.
Zur Inzidenz in Europa liegen keine Zahlen vor (Österreich: 450 bis 2.320 Fälle im Jahr).
Die Diagnose wird durch den mikroskopischen Nachweis der Parasiten der Parasiten im Blutausstrich gestellt. Bei niedrigerer Parasitendichte erfolgt der Erregernachweis mittel PCR.
Die Inkubation beträgt bei Babesia divergens zwischen 8 und 15 Tage. Der Krankheitsverlauf der Babesiose verläuft bei Kälbern in der Regel mild (Jugendresistenz). Bei älteren Rindern der 2. Weidesaison (ohne vorherige Exposition) setzt meist ein akuter Verlauf ein.
Bei einer starken Parasitämie treten Störungen des Allgemeinbefindens, Inappetenz sowie ein starkes Absinken der Milchleistung auf. Zu den meist unspezifischen Grundsymptomen gesellschaften sich oftmals Anämie, Hämoglobinurie, später Ikterus, Tachykardie und Pansenatonie. Die Hämoglobinurie ist anfangs geringgradig und nur mit geeigneten Teststreifen nachweisbar, wird aber nach kurzer Zeit deutlich sichtbar. Eine hochgradige Anämie kann in Verbindung mit Nieren- oder Leberinsuffizienz zum Tode führen.
Infektionen mit Babesia divergens sind beim Menschen selten. Die Erkrankung verläuft inapparent oder unter dem klinischen Bild eines grippalen Infekts. Bei Patienten mit Immundefizienz oder Asplenie kann es zu schweren, lebensbedrohlichen Infektionen kommen.
Babesia divergens kann durch eine Kombination aus Clindamycin und Chinin, ersatzweise auch mit Atovaquon/Azithromycin behandelt werden.
Fachgebiete: Parasitologie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 28. März 2019 um 17:14 Uhr bearbeitet.
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