Respiratorisches Epithel
Synonyme: respiratorisches Flimmerepithel, Atemwegsepithel
Englisch: ciliated respiratory epithelium, respiratory epithelium
Definition
Das respiratorische Epithel ist eine Schicht aus spezialisierten Epithelzellen, welche den größten Teil der Atemwege auskleidet. Es zeichnet sich durch Flimmerhärchen (Kinozilien) auf der lumenseitigen Zelloberfläche (apikaler Zellpol) aus.
Histologie
Das respiratorische Epithel ist ein mehrreihiges hochprismatisches Epithel, das mit Kinozilien und Becherzellen ausgestattet ist. Die innerhalb des Epithels liegenden Becherzellen machen physiologischerweise zwischen 15 und 20 % des Epithels aus. Alle Zellen stehen mit der relativ ausgeprägten Basallamina in Verbindung.
Die Dicke des Flimmerepithels nimmt entlang des Bronchialbaums in Richtung auf die Alveolen kontinuierlich ab. Die Bronchioli terminales weisen nur noch ein einschichtiges Flimmerepithel auf.
Kinozilien-tragende Zellen
Sie stellen den Hauptteil der Zellen des Flimmerepithels. Ihre Kinozilien am apikalen Zellpol sind bewegliche Ausstülpungen der Zellmembran, die etwa 7 bis 10 µm lang sind und einen Durchmesser von ca. 0,3 µm aufweisen. Ihre Motilität wird durch so genannte Mikrotubuli gewährleistet.
Becherzellen
Bei den Becherzellen handelt es sich um einzellige, becherförmige, intraepithelial gelegene Drüsen, die – neben den serösen und mukösen Drüsen der Lamina propria – den Bronchialschleim produzieren. Die von ihnen sezernierten Muzine bedecken das Epithel und befeuchten die vorüberstreichende Atemluft.
Keulenzellen
Die Keulenzellen, vormals Clara-Zellen, sind sekretorische Zellen, die vor allem im distalen Anteil der Atemwege vorkommen. Man findet sie z.B. in den Bronchioli und in den Ductus alveolares. Sie produzieren ein glykoproteinhaltiges Sekret.
Pulmonale neuroendokrine Zellen
Pulmonale neuroendokrine Zellen (PNEC) sind selten und fungieren als Sensoren in den Atemwegen, die als Antwort auf mechanische oder chemische Stimulation Neuropeptide und -transmitter ausschütten.
Sonstige Zellen
Neben diesen beiden Zellarten verfügt das Flimmerepithel noch über Sinneszellen, die an ihrem Basalpol Kontakt mit afferenten Nervenfasern haben. Sie lösen bei einer Reizung den Husten- oder Niesreflex aus. Die Basalzellen sind eine Vorstufe der reifen Epithelzellen und sorgen für den Zellnachschub.
Physiologie
Flimmerepithel besitzt einen ausgeklügelten Selbstreinigungsmechanismus, den man als mukoziliäre Clearance (MCC) bezeichnet. Die beweglichen Kinozilen kleiden die Atemwege wie ein dichter Rasen aus. Ihre koordinierte Bewegung ist in Richtung Rachen ausgerichtet. Dadurch werden der Bronchialschleim und in die Atemwege eingedrungene, kleinere Fremdkörper und Mikroorganismen ständig aus den Atemwegen befördert.
Das respiratorische Epithel dient – auch wenn es der Name vermuten lässt – nicht dem Gasaustausch.
Vorkommen
Respiratorisches Epithel findet sich an folgenden Stellen:
- Obere Atemwege
- Nasennebenhöhlen (z.B. Sinus frontalis, Sinus maxillaris)
- Nasenhaupthöhle (Regio respiratoria nasi)
- Epiglottis (laryngeale Seite)
- Palatum molle (nasale Seite)
- Epipharynx (oberer Teil)
- Larynx
- Tuba auditiva
- Tonsilla pharyngea
- Untere Atemwege
- Trachea
- Bronchien (außer an Bifurkationen)
- Bronchiolen
um diese Funktion zu nutzen.