Atemschutznotfall
Definition
Ein Atemschutznotfall beschreibt eine akut lebensbedrohliche Situation, in der ein Träger eines Atemschutzgeräts, meist eines umluftunabhängigen Pressluftatmers, im Einsatzfall verunglückt oder einen medizinischen Notfall erleidet.
Hintergrund
Die Atemschutzgeräteträger arbeiten bei der Brandbekämpfung und Menschenrettung unter extremen physischen Belastungen: Hitze, toxische Brandgase, eingeschränkte Sicht und schwere Schutzausrüstung erhöhen die Beanspruchung des kardiovaskulären Systems erheblich.
Um das Risiko schwerer Zwischenfälle zu reduzieren, wird in Deutschland bei Atemschutzeinsätzen ein Rettungswagen und ein Sicherheitstrupp außerhalb des direkten Gefahrenbereichs zur Sicherung und Behandlung der eingesetzten Einsatzkräfte bereitgestellt.
Ablauf
Kommt es dennoch zu einem Notfall, gibt der betroffene Trupp über Funk eine Notfallmeldung („Mayday-Meldung“) ab. Daraufhin wird der Sicherheitstrupp der Feuerwehr, der in Bereitschaft vor dem Gebäude steht, unter Atemschutz zur Rettung eingesetzt. Gleichzeitig veranlasst der Einsatzleiter die Nachalarmierung von zwei Rettungswagen und einem Notarzteinsatzfahrzeug.
Nach erfolgreicher Rettung übergibt die Feuerwehr den verunfallten Atemschutzgeräteträger an den Rettungsdienst zur notfallmedizinischen Versorgung.
Ursachen
Zu den möglichen Ursachen für einen Atemschutznotfall gehören u.a.:
- Medizinische Ursachen
- Kreislaufkollaps, Myokardinfarkt, Schlaganfall
- Hitzeerschöpfung, Exsikkose
- Panikreaktion oder Hyperventilation
- Kohlenmonoxid- oder Rauchgasinhalation trotz Atemschutz (z.B. durch Undichtigkeiten)
- Technische Ursachen:
- Druckluftverlust (Leckagen, defekter Lungenautomat, abgerissene Leitung)
- Flaschendruck erschöpft
- Maskenundichtigkeit oder Maskenabriss
Symptome
Die Symptomatik eines Atemschutznotfalls hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab und kann unterschiedlich ausgeprägt sein.
Mögliche Befunde reichen von akuten internistischen Notfällen wie Herz-Kreislauf-Stillstand, Myokardinfarkt oder Schlaganfall über respiratorische Komplikationen wie akute Dyspnoe und Rauchgasintoxikation (z.B. durch Kohlenmonoxid, Zyanide oder Schwefelwasserstoff) bis hin zu Kreislaufstörungen mit Hypotonie, Tachykardie und Schwindel.
Auch psychische Akutsituationen wie Panikattacken, Desorientierung oder ein Erregungszustand können auftreten und das Verhalten erheblich beeinflussen.
Diagnostik
Nach der Rettung steht die präklinische Notfallversorgung im Vordergrund. Sie wird strukturiert anhand von verschiedenen Schemata (z.B. xABCDE) durchgeführt. Bei Verdacht auf Inhalationstrauma oder Rauchgasintoxikation sollte eine COHb-Bestimmung erfolgen.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Das primäre Ziel ist die Sicherung der Vitalfunktionen und die Stabilisierung des Kreislaufs. I.d.R. ist der Transport in ein umliegendes Krankenhaus zu Weiterbehandlung und Überwachung indiziert.
Literatur
- Lorenzen, Unfallverhütung im Atemschutzeinsatz, Kohlhammer-Verlag
- Nerdfallmedizin, Atemschutz-Notfall, 2018
- Hessische Landesfeuerwehrschule, Lehrunterlage Atemschutzeinsatz, HLFS 2020
- Feuerwehrdienstvorschrift 7, Atemschutz, AFKzV