Agrypnia excitata
von griechisch: agrypnos - Schlaflosigkeit; lateinisch: excitare - erregen
Definition
Agrypnia excitata beschreibt einen Zustand der Schlaflosigkeit verbunden mit autonomer Erregung und erhöhter Krampfbereitschaft, der bei bestimmten pathologischen Veränderungen des Schlafes auftritt. Charakteristisch für den Symptomkomplex ist die Tatsache, dass die Patienten die Stufen 3 und 4 des Non-REM-Schlafes nicht mehr erreichen.
Auslösende Erkrankungen
Agrypnia excitata kann der führende Symptomkomplex bei drei verschiedenen Erkrankungen sein:
- Delirium tremens, eine Alkoholentzugserscheinung
- Letale familiäre Insomnie, eine autosomal-dominant vererbte Prionerkrankung
- Morvan-Syndrom, eine autoimmune Enzephalitis
Pathophysiologisch zeigt sich eine gestörte Schlafarchitektur und eine neurohumerale Dysfunktion mit erhöhten Noradrenalin-Spiegeln und fehlendem nächtlichen Melatonin-Peak. Diskutiert wird eine intralimbische Diskonnektion zwischen autonomen Domänen des Hypothalamus und der Formatio reticularis und kortikalen limbischen Regulationszentren.
Der Oneiroid-Stupor ist ein mögliches Symptom und ist wahrscheinlich hoch spezifisch für die Agrypnia excitata.
Klinische Folgen
Der zunehmende Schlafmangel führt mit der Zeit zu zahlreichen neurologisch-psychiatrischen Störungen. Zunächst steht starke Müdigkeit im Vordergrund der Symptomatik. Mit Fortschreiten der Agrypnia excitata kommt es im Extremfall - neben den genannten oneiroiden Phasen - zu Demenz, Krampfanfällen und einer Entgleisung von Blutdruck und Herzfrequenz. Die letale familiäre Insomnie führt stets zum Tod.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Grunderkrankung.
Literatur
- Provini F.: Agrypnia excitata, Current Neurology and Neuroscience Reports, February 2013, 13:341, doi:10.1007/s11910-013-0341-8