Acarapis woodi
von griechisch: άκαρι ("akari") - Milbe; von lateinisch: apis - Biene
Synonyme: Tarsonemus woodi, Tracheenmilbe, Innenmilbe
Englisch: tracheal mite
Definition
Acarapis woodi ist eine Milbe (Acari) aus der Gattung Acarapis innerhalb der Familie der Tarsonemidae. Sie ist der Erreger der Tracheenmilbenkrankheit (Acarapiose) der Bienen.
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Actinotrichida
- Ordnung: Trombidiformes
- Unterordnung: Prostigmata
- Überfamilie: Tarsonemoidea
- Familie: Tarsonemidae
- Gattung: Acarapis
- Art: Acarapis woodi
- Gattung: Acarapis
- Familie: Tarsonemidae
- Überfamilie: Tarsonemoidea
- Unterordnung: Prostigmata
- Ordnung: Trombidiformes
- Überordnung: Actinotrichida
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Morphologie
Acarapis woodi ist eine sehr kleine Milbe: die Weibchen sind zwischen 100 und 180 µm, die Männchen zwischen 80 und 100 µm groß. Die Parasiten tragen auf der Dorsalseite lange Setae (Borsten), sind deutlich zweigeteilt (Propodosoma und Hysterosoma) und tragen quer verlaufende Rinnen. An den vierten Tarsi sind keine Klauen oder Empodien (Haftorgane) ausgebildet, sondern Setae.
Arten
Es gibt mehrere Acarapis-Arten, von denen jedoch nur Acarapis woodi parasitisch lebt. Acarapis woodi lebt in den Tracheen der europäischen Honigbiene (Apis mellifera) und seltener auch der asiatischen oder indischen Honigbiene (Apis cerena).
Die restlichen - zur Gattung Acarapis zählenden und körperteil-spezifischen Außenmilben - sind apathogen oder nur geringgradig pathogen und nur differenzialdiagnostisch von Bedeutung.
Entwicklung
Die adulten Milben infestieren Jungbienen und parasitieren fast nur im vorderen Thorax-Tracheenpaar - nahe der Stigmenöffnung. In diesem Abschnitt verläuft der gesamte Entwicklungszyklus der Milbe (Dauer ca. 2 Wochen) und meist leben mehrere Generationen gleichzeitig in der selben Trachee.
Nachdem die Weibchen zwischen 7 und 10 große Eier (ca. 130 µm lang) abgelegt haben, entwickeln sich darin große Larven. Mithilfe kräftiger Mundwerkzeuge sowie dem 1. Beinpaar durchstoßen diese dann die Eihaut, um die Tracheenwand mit den spitzen Cheliceren zu durchstehen und Hämolymphe zu saugen. Die Larven bleiben während des Saugaktes in der Eihaut und werden nach der Nahrungsaufnahme bewegungslos. Innerhalb der Eihaut bilden sie eine weitere Membran (Apoderma) aus, um dann eine vollständige Umwandlung (Histolyse) zu durchlaufen. Durch Häutungsvorgänge entwickeln sich die Larven dann zum adulten Stadium (Weibchen oder Männchen) weiter. Die ausgewachsenen Parasiten ernähren sich ebenfalls von Hämolymphe.
Vorkommen
Acarapis woodi ist durch den Export von europäischen Honigbienen weltweit verbreitet worden. Einzige Ausnahmen sind Australien und Neuseeland, wo die Milbe bislang (2019) noch nicht nachgewiesen werden konnte.
Epidemiologie
Acarapis woodi ist in den meisten mitteleuropäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, u.a.) endemisch.
Begattete Weibchen verlassen bei einem stärkeren Befall die Tracheen und gehen bei Kontakt von einer Biene zur anderen über. Ein Übertritt aus der Umgebung im Bienenstock sowie an den Blüten findet nicht statt. Als empfänglich gelten nur Jungbienen bis zum 4. Lebenstag. Die Prävalenz hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: von der Intensität der Infestation im Bienenvolk (in Abhängigkeit von der Anzahl empfänglicher Jungbienen), von der Lebensdauer infestierter Altbienen, von den Schlechtwetterperioden, von den Trachtpausen und von saisonalen Schwankungen. Die Prävalenzen sind jedoch zu Beginn der Brutzeit und gegen ihr Ende im Herbst am höchsten.
Eine Verbreitung der Milben von Bienenvolk zu Bienenvolk erfolgt hauptsächlich durch Räuberei und durch Verflug von Arbeitsbienen und Drohnen. Ein Zukauf von infestierten Königinnen oder Völkern kann ebenfalls eine Einschleppung der Milben in einen freien Bestand ermöglichen.
Klinik
Mögliche Hinweise auf einen Acarapis-woodi-Befall können sein: Unruhe, anormale und gespreizte Flügelhaltung, Flugunfähigkeit, Schwäche und erhöhte Mortalität der Bienen. Wie groß die tatsächliche Schadwirkung von Acarapis woodi ist, ist bislang noch unklar. Es wird jedoch angenommen, dass der Entzug von Hämolymphe, die Bildung von Schorf (durch austretende Hämolymphe) im Bereich der Stichstellen in den Tracheen und ihre dunkle Verfärbung (verursacht durch Bakterienwuchs) befallene Bienenvölker beträchtlich schwächen können. Es kommt zu einer Behinderung der Atmung, deutlich verminderter Flugleistung und Reduktion der Lebensdauer der Bienen.
In der Pathogenese des Milbenbefalls sind noch weitere Faktoren zu berücksichtigen: Sekundärinfektionen mit Bakterien oder Viren (z.B. Chronic Bee Paralysis Virus, CBPV), Doppelinfestationen mit Varroa destructor (Brutmilbe) und Klimafaktoren.
Diagnose
Erhöhtes Bienensterben am Ende des Winters und anormales Verhalten einzelner Bienen sollte Anlass zu einer Untersuchung auffälliger Bienen geben. Dazu müssen ca. 20 bis 30 Bienen genauer untersucht werden, indem hinter dem Kopf und hinter den Vorderbeinen eine etwa 1,5 mm dicke Scheibe vom Thorax abgetrennt wird. Dieser Abschnitt wird anschließend unter einem Lichtmikroskop genauer betrachtet - die Tracheen werden frei präpariert (eventuell unter Mithilfe von Milchsäure oder KOH) und auf einen möglichen Milbenbefall kontrolliert. Nicht befallene Tracheen sind glasklar, wohingegen befallene gelb bis schwarz, verschorft oder fleckig erscheinen.
Therapie
Die Tracheenmilbenkrankheit gilt in der EU nicht als Seuche und ist in Deutschland sowie in Österreich nicht mehr anzeigepflichtig, sondern bedingt bekämpfungspflichtig. Eine gründliche Reinigung und Desinfektion des Bienenstockes ist für die Bekämpfung meist ausreichend. Durch zusätzliche prophylaktische Maßnahmen (bienengerechte Haltung) kann einer erneuten Einschleppung der Parasiten vorgebeugt werden.
Ziel der Bekämpfung ist das beschleunigte und möglichst vollständige Absterben befallener Bienen und ein gleichzeitig erhöhter Bienenumsatz, um eine Selbstheilung der Völker zu erreichen. Die zusätzliche Anwendung von Medikamenten (z.B. Ameisensäure) kommt in Europa nur noch selten zum Einsatz.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.