Varroa destructor
nach dem römischen Gelehrten und Imker Marcus Terentius Varro (116 v. Chr. bis 27 v. Chr.)
Synonym: Brutmilbe
Englisch: varroa mites
Definition
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Parasitiformes
- Ordnung: Mesostigmata
- Familie: Varroidae
- Gattung: Varroa
- Art: Varroa destructor
- Gattung: Varroa
- Familie: Varroidae
- Ordnung: Mesostigmata
- Überordnung: Parasitiformes
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Morphologie
Die Weibchen von Varroa destructor sind braun gefärbt, queroval geformt und 1,1 bis 1,7 mm breit bzw. 1,3 bis 1,6 mm lang. Die Männchen sind gelblich-weiß gefärbt, rundoval und deutlich kleiner als die Weibchen (0,9 mm lang und 0,8 mm breit). Bei den Weibchen bedeckt das nach oben gewölbte Schild vollständig den Rücken und ist - ähnlich der Körperunterseite - mit vielen kurzen Borsten besetzt.
Die Milbe besitzt vier kurze aber kräftige Beinpaare, die jeweils mit großen tarsalen Sauglappen besetzt sind. Die Beine sind meist gekrümmt und ragen nur wenig unter dem breiten Rückenschild hervor.
Entwicklung
Die Milben sitzen auf den adulten Bienen entweder am Abdomen oder Thorax und penetrieren mit ihren Cheliceren das Intersegmentalhäutchen, um Hämolymphe saugen zu können. Damit das Weibchen sich fortpflanzen kann, wandert es noch vor dem Verdeckeln in eine Brutzelle der Bienenwabe (bevorzugt die Drohnenbrut). Dort legt das Weibchen bis zu sechs Eier ab, in denen sich die Protonymphen entwickeln.
Die Protonymphen verlassen die Eihüllen, entwickeln sich zu Deutonymphen weiter und erlangen das Adultstadium. Von den ursprünglichen sechs Eiern entwickelt sich nur ein Männchen - die restlichen Milben sind weiblich. Nur die Weibchen und präadulten Stadien (Proto- und Deutonymphen) leben parasitisch. Die Männchen hingegen können keine Nahrung aufnehmen, da ihre Cheliceren für die Spermaübertragung umfunktioniert sind.
Die Begattung erfolgt in der gedeckelten Brutzelle, worauf die Männchen anschließend rasch versterben. Anschließend verlassen die befruchteten Weibchen mit der schlüpfenden Biene die Brutzelle. Der gesamte Entwicklungszyklus vom Ei zum adulten Weibchen dauert etwa eine Woche. Die Reproduktionsrate der Milben hängt von verschiedenen Faktoren ab (Verdeckelung der Brutzellen, usw.).
Weibchen leben in den Sommermonaten zwischen zwei und drei, im Winter bis zu acht Monaten - außerhalb des Bienenvolkes jedoch höchstens fünf Tage.
Epidemiologie
Varroa destructor ist die bedeutendste Bienenmilbe. Die Varroose stellt zur Zeit (2019) die häufigste Bienenkrankheit dar und vernichtete in den vergangenen Jahrzehnten in Europa und Asien viele Tausende Bienenbestände.
Die Milbe gelangte durch weiträumige Bienentransporte von Ostasien (China, Japan) zunächst nach West-Russland (1964) und dann nach Deutschland (1971), England (1992) sowie weitere mitteleuropäische Länder. Die Varroose ist mittlerweile auch in Südamerika (1971), Nordamerika (1987) und in Afrika (1975) verbreitet.
Klinik
Varroa destructor führt zu Schäden bei erwachsenen Bienen und ihrer Brut, indem sie kontinuierlich Hämolymphe entziehen. Erste Anzeichen von Schäden bei einer Brut können bereits bei einem Befall von ein bis zwei Milbenweibchen auftreten. Die aus einer befallenen Brut geschlüpften Bienen sind deutlich kleiner und ihre Lebensdauer ist erheblich verkürzt. Ein starker Brutbefall verursacht bei Jungbienen zahlreiche Missbildungen, wie z.B. ein verkürztes Abdomen, verkrüppelte Flügel und deformierte Beine. Die Bienen sind nicht lebensfähig.
Ein Varroa-Befall und die daraus resultierenden Schäden entstehen im Verlauf über mehrere Jahre. Der Großteil (bis zu 90%) der Milben entwickeln sich in der Drohnenbrut und nur ein geringer Anteil in der Arbeiterinnenbrut.
Diagnose
Ein Befall mit Varroa destructor fällt vor allem durch die massiven Veränderungen an den Bienen auf (verkürztes Abdomen, missgebildete Flügel und Beine). Die Parasitose kann durch eine Untersuchung des Gemülls (Ablagerungen des natürlichen Milbentotfalls auf der Einlage am Boden des Bienenstocks) identifiziert werden.
Bekämpfung
Eine Tilgung der Varrose ist derzeit (2019) nicht möglich. Ziel ist es, durch unterschiedliche Bekämpfungsmaßnahmen (Brutpflege, Einsatz von zugelassenen Akariziden) die Schadschwelle zu senken und ein Zusammenbruch der Bienenbrut zu verhindern.
In der EU sind nur wenige geprüfte Mittel zur Bekämpfung einer Varroose zugelassen. Dazu zählen z.B. Ameisensäure, Flumethrin, Coumafos und Thymol. Damit keine Rückstände im Honig nachweisbar sind, dürfen diese Präparate nur nach der Honigernte eingesetzt werden.
Rechtliches
Die Varroose ist in Österreich eine anzeigepflichtige Bienenseuche und muss laut Bienenseuchengesetz (§ 3 1) d) der zuständigen Behörde oder dem Amtstierarzt gemeldet werden. In Deutschland ist die Parasitose unter § 15 der Bienenseuchen-Verordnung geregelt, jedoch aufgrund ihrer Ubiquität nicht anzeige- oder meldepflichtig.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.