Advanced Trauma Life Support
Definition
Advanced Trauma Life Support, kurz ATLS, ist ein aus dem Vereinigten Staaten stammendes Ausbildungskonzept zur Erstversorgung von Traumapatienten in der Klinik. Es ist ein klar strukturiertes System, bei dem alle Verletzungen und Komplikationen schrittweise abgearbeitet werden.
Grundprinzipien
- Lebensgefährliche Verletzungen oder Komplikationen werden zuerst behandelt
- Ausführliche Diagnostik erst nach Stabilisierung
- Schritte gründlich in möglichst kurzer Zeit abarbeiten
Ablauf
Der generelle Ablauf teilt sich auf in Primary und Secondary Survey.
Primary Survey
Das Hauptziel der Primary Survey ist das Erkennen und Behandeln von lebensbedrohlichen Zuständen. Dabei wird das ABCDE-Schema genutzt. Dabei stehen die verschiedenen Buchstaben für jeweils einen Punkt, der abgearbeitet werden muss, um dann mit dem Nächsten zu beginnen.
- Airway (Atemwege): Hauptkriterium hier sind freie Atemwege. Der Mund wird geöffnet und inspiziert, im Fall einer Verlegung der Atemwege werden Fremdkörper ausgeräumt oder Flüssigkeiten, Blut und Erbrochenes abgesaugt. Des weiteren wird das Kinn angehoben, oder die Luftwege mit medizinischen Hilfsmitteln offen gehalten (z.B. Guedel-Tubus, Larynxtubus, Endotracheale Intubation). Bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung wird die komplette Wirbelsäule mit Hilfsmitteln wie Halskrause und/oder Spineboard immobilisiert.
- Breathing (Atmung): Hauptkriterium ist eine suffiziente Belüftung der Lungen. Der Thorax wird auf offensichtliche Verletzungen untersucht, welche die Atmung behindern können. In diesem Rahmen kann auch eine Thoraxdrainage gelegt werden. Die Thoraxexkursionen sowie die Atemfrequenz werden überwacht und die Atmung gegebenenfalls mit Sauerstoffgabe unterstützt. Im Fall einer nicht suffizienten Atmung ist eine Atemwegssicherung und maschinelle Beatmung zwingend erforderlich.
- Circulation (Kreislauf): Hauptkriterium ist die hämodynamische Situation des Patienten. Es werden Parameter wie Pulsfrequenz und Blutdruck erfasst. Des weiteren werden Blutungen gestoppt bzw. Verletzungen versorgt, welche die Kreislaufstabilität gefährden. Zusätzlich erfolgt eine Anlage von zwei großlumigen Zugängen, die eine Volumensubstitution ermöglichen.
- Disability (Neurologie): Hauptkriterium ist der neurologische Zustand des Patienten. Es wird nach Zeichen für Paresen gesucht, mit der Glasgow Coma Score wird die Vigilanz des Patienten ermittelt.
- Exposure & Environment (Untersuchung): Hauptkriterium ist die genauere Inspektion des Patienten. Er wird komplett entkleidet und eine Ganzkörperuntersuchung ("Bodycheck") durchgeführt. Die Umgebungsverhältnisse müssen gewährleisten, dass der Patienten nicht auskühlt.
Entscheidend für den Erfolg des ABCDE- Schemas ist, dass die die Störungen in den einzelnen Schritten so lange bearbeitet werden, bis sie erfolgreich therapiert wurden, bevor man zum nächsten Schritt übergeht.
Secondary Survey
Die Secondary Survey folgt nach einem erfolgreich abgeschlossen Primary Survey. Der Patient ist stabilisiert, muss aber kontinuierlich nach dem ABCDE-Schema beurteilt werden. Im Secondary Survey wird weiterführende Diagnostik durchgeführt:
- Erstellung einer Anamnese
- Gründliche Ganzkörperuntersuchung
- weitere Zielsetzung festlegen
- Bildgebung
- im Fall einer mangelnden Spezialisierung der Primärklinik Anordnung einer Verlegung in Spezialklinik
siehe auch: Advanced Life Support
um diese Funktion zu nutzen.