Autosomal-dominante tubulointerstitielle Nierenerkrankung
Englisch: autosomal dominant tubulointerstitial kidney disease
Definition
Die autosomal-dominante tubulointerstitielle Nierenerkrankung, kurz ADTKD, ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die durch eine Tubulusfunktionsstörung zu einer fortschreitenden chronischen Niereninsuffizienz führt.
Einteilung
Je nach auslösender Mutation werden verschiedene Formen unterschieden:
Unterform | Betroffenes Protein | Charakteristische Begleitsymptome |
---|---|---|
ADTKD-UMOD | Uromodulin | Gicht |
ADTKD-MUC1 | Mucin 1 | - |
ADTKD-HNF1B | Hepatocyte nuclear factor 1β | Gicht, Diabetes, Nierenzysten, Magnesium-Mangel |
ADTKD-REN | Preprorenin | Anämie, Hyperkaliämie, ggf. Hypotonie in der Kindheit |
ADTKD-SEC61A1 | a1-Untereinheit von SEV61 | verschiedene Begleitsymptome möglich |
ADTKD-NOS | not otherwise specified: keine genetische Ursache konnte gefunden werden |
In bis zu 70 % der Fälle liegen Mutationen in den Genen UMOD und MUC1 vor.
Epidemiologie
Schätzungen zufolge liegt die Prävalenz der ADTKD bei etwa 1 bis 9 von 100 000 Menschen. In 15 % der Fälle ist die Familienanamnese negativ. Vermutlich ist die Erkrankung unterdiagnostiziert.
Pathogenese
Die genaue Pathogenese ist bislang unklar. Vermutlich führen die Genmutationen zu toxischen Ablagerungen der fehlerhaften Genprodukte in den Tubuluszellen.
Symptome
Die ADTKD führt zu einer langsam progredienten Verschlechterung der Nierenfunktion, die häufig über einen längeren Zeitraum unerkannt bleibt. Die chronische Niereninsuffizienz wird oft erst im jungen Erwachsenenalter diagnostiziert.
Histopathologie
Die histopathologischen Veränderungen in der Nierenbiopsie sind unspezifisch und umfassen eine interstitielle Fibrose, Tubulusatrophie, Verdickung der tubulären Basalmembran und Zystenbildung durch rohrförmige Dilatation. Die Glomeruli sind nicht betroffen. Die Komplement- und Immunglobulinfärbung in der Immunfluoreszenz ist unauffällig.
Diagnostik
Laborchemisch finden sich Zeichen einer fortschreitenden Niereninsuffizienz. Das Harnsediment ist unauffällig. Eine milde Proteinurie ist möglich, kann aber fehlen. Der Morgenurin ist unkonzentriert.
Häufig besteht eine Hypertonie. Die Nierengröße ist normal oder leicht verringert. Die Familienanamnese ist häufig positiv.
Therapie
Bislang (2024) gibt es keine spezifische Therapie der ADTKD. Die Behandlung erfolgt supportiv. Nephroprotektive Medikamente, wie ACE-Hemmer, Sartane und SGLT-2-Inhibitoren, werden frühzeitig eingesetzt. Zudem erfolgt eine Blutdruckoptimierung mit Zielwerten unter 130/80 mmHg. Nephrotoxische Substanzen sollten konsequent gemieden werden. Zudem wird das Einhalten eines gesunden Lifestyles empfohlen (Normalgewicht, Sport, mediterrane Kost, Vermeidung von Nikotinkonsum).
Im Verlauf kann eine Nierenersatztherapie nötig werden. Ggf. sollte die Möglichkeit einer Nierentransplantation evaluiert werden.
Literatur
- orpha.net – Nierenkrankheit, tubulointerstitielle, autosomal-dominante, abgerufen am 21.08.2024
- Uniklinikum Erlangen – Autosomal Dominante Tubulointerstitielle Nierenerkrankung (ADTKD), abgerufen am 21.08.2024