Amylase
Definition
Amylasen sind Enzyme, die alpha-1,4-glykosidische Bindungen der Stärke in Oligosaccharid- bzw. Disaccharid-Einheiten aufspalten können.
Einteilung
Physiologisch sind α-Amylasen (syn. Endoamylasen) und β-Amylasen (syn. Exoamylasen) zu unterscheiden.
Alpha-Amylase
Alpha-Amylase hydrolysiert 1,4-alpha-glykosidische Bindungen und zerlegt auf diese Weise Stärkebestandteile wie Amylose und Amylopektin in kleinere Oligosaccharide, die aus 6-7 oder weniger Glucoseeinheiten bestehen. Es handelt sich um ein so genanntes Endoenzym. Das bedeutet: Alpha-Amylase kann 1-4-glykosidische Bindungen im Inneren der Stärke-Moleküle angreifen. Auf diese Weise kann das Enzym nicht angreifbare alpha-1,6-glykosidische Bindungen umgehen, wie man sie im Amylopektin findet.
Die Alpha-Amylase kommt in zwei Isoformen vor:
- S-Typ (Speicheldrüsenamylase, AMY1)
- P-Typ (Pankreasamylase, AMY2)
Jede der beiden Isoformen weist dabei noch weitere Subtypen auf.
Beta-Amylase
Beta-Amylase hydrolysiert ebenfalls 1,4-alpha-glykosidische Bindungen. Im Gegensatz zur Alpha-Amylase handelt es sich jedoch um ein Exoenzym, das Amylose und Amylopektin nicht von innen, sondern nur von "außen" angreifen kann, d.h. von ihrem nicht reduzierenden Ende. Beta-Amylase kann daher alpha-1,6-glykosidische Bindungen nicht umgehen.
Vorkommen
Amylasen werden unter anderem in der Bauchspeicheldrüse (Pankreasamylase) und in den Speicheldrüsen der Mundhöhle (Speicheldrüsenamylase) produziert. Letztere wird auch noch in den Tränendrüsen, in den Schweißdrüsen, in Ovarien und Vagina, sowie in der Lunge synthetisiert.
Funktion
Amylase zerlegt mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate in kleinere Einheiten (Oligosaccharide) und macht sie dadurch für den Körper verwertbar.
Klinik
Eine Erhöhung der alpha-Amylase im Blut (Serumamylase) ist ein labormedizinisches Kriterium für das Vorliegen einer Pankreatitis.
Labormedizin
Material
Für die Diagnostik werden 1 ml Serum oder 10 ml Urin benötigt.
Referenzbereich
Alter Referenzbereich (Messung 25°C) |
Neuer Referenzbereich (Messung 37°C) | |
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Serum | < 40 U/l | < 100 U/l |
Spontanurin | < 190 U/l | < 460 U/l |
Sammelurin | < 110 U/l | < 270 U/l |
Interpretation
Sind die Werte über die Norm erhöht, können folgende Krankheitsbilder ursächlich sein:
- akute Pankreatitis
- Schub einer chronischen Pankreatitis
- akute Ethanolintoxikation (in ca. 10% der Fälle)
- Zustand nach ERCP (2-3 Tage)
- Parotitis
- Niereninsuffizienz
- gastrointestinale Komplikationen, z.B. Perforation, Mesenterialinfarkt, akutes Abdomen (meist bei Pankreasbeteiligung)
- maligne Tumoren, auch paraneoplastisch
- Virushepatitis
- Herzinfarkt
- Sarkoidose
- Typhus abdominalis
Als weitere Untersuchung kann die Elastasebestimmung im Serum bzw. im Stuhl indiziert sein.
Biologische Halbwertszeit
Die biologische Halbwertszeit beträgt 3-6 Stunden.
Quellen
Laborlexikon.de, abgerufen am 01.02.2021
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