Von-Willebrand-Faktor-Rezeptor
Synonyme: Glykoprotein Ib-IX-V-Rezeptor-Komplex, GP Ib-IX-V-Rezeptor-Komplex, VWF-Rezeptor-Komplex, CD42
Englisch: glycoprotein Ib-IX-V receptor complex
Definition
Als von-Willebrand-Faktor-Rezeptor, kurz vWF-Rezeptor, bezeichnet man einen Komplex aus vier Transmembranproteinen von Thrombozyten, der primär der Bindung des von-Willebrand-Faktors dient. Der Rezeptor gehört zu den Thrombozytenglykoproteinen, hierauf basiert die alternative Bezeichnung Glykoprotein Ib-IX-V oder auch GP Ib-V-IX.
Hintergrund
Während die Synthese des Rezeptor im Zellinneren von Megakaryozyten stattfindet, entfaltet er seine Aktivität nach aktuellem Kenntnisstand ausschließlich auf der Oberfläche aktivierter Thrombozyten. Weitere Liganden des vWF-Rezeptors schließen Thrombin, P-Selectin, Faktor XI, Faktor XII, hochmolekulares Kininogen sowie bestimmte Bakterienstämme mit ein. Ein Defekt des Rezeptors hat folglich Auswirkungen auf thrombotische und metastasierende Prozesse.
Biochemie
Der vWF-Rezeptor ist ein Tetramer aus vier Untereinheiten (CD-Nomenklatur und molekulare Masse jeweils in Klammern):
Sämtliche Untereinheiten sind Typ I Transmembranproteine und verfügen jeweils über eine Leucin-rich Repeat-Ektodomäne, eine α-helikale Transmembrandomäne sowie eine kleine zytoplasmatische Domäne ohne enzymatische Aktivität.
Genetik
Mit Ausnahme des GPIbβ werden die Glykoproteine jeweils über einfache Sequenzen innerhalb eines einzigen Exons kodiert. Im GPIbβ-Gen folgen auf das Startcodon 10 Intronbasen.
Die gestörte Synthese nur einer einzigen Untereinheit resultiert in einer verminderten Oberflächenexpression des gesamten Rezeptorkomplexes (siehe klinische Bedeutung).
Klinische Bedeutung
Defekte im vWF-Rezeptor führen zum Bernard-Soulier-Syndrom (BSS). Meist handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Störung der Blutplättchenbildung in Form einer gestörten GPIb-IX-Expression. Der Defekt in der GPIb-IX-Expression wiederum beeinträchtigt die GPV-Expression.
Isolierte Defekte in der Expression von GPIbα, GPIbβ oder GPIX wurden ebenfalls im direkten Zusammenhang mit dem Bernard-Soulier-Syndrom beobachtet, sodass von der Notwendigkeit aller drei Untereinheiten für die korrekte Expression des Rezeptorkomplexes auszugehen ist.