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Valsalva-Manöver

(Weitergeleitet von Valsalva-Pressversuch)

nach dem italienischen Anatomen Antonio Maria Valsalva (1666–1723)
Synonyme: Valsalva-Pressdruck-Versuch, Valsalva-Manöver, Valsalva-Methode
Englisch: Valsalva maneuver

1. Definition

Als Valsalva-Manöver oder Valsalva-Versuch bezeichnet man die forcierte Exspiration gegen die verschlossene Mund- und Nasenöffnung bei gleichzeitigem Einsatz der Bauchpresse. Der Valsalva-Versuch ist ein klinischer Test, der vor allem zur Überprüfung des Barorezeptorenreflexes durchgeführt wird.

2. Hintergrund

Viele Menschen kennen die Methode, ohne ihren Namen zu wissen. Beim Valsalva-Manöver wird die Nase zugehalten und der Mund zusammengekniffen, um durch Anspannung der Atemmuskulatur Druck aufzubauen. Angewendet wird dieses Vorgehen zum Druckausgleich, z.B. bei Flügen, Aufzugs- oder Seilbahn-Fahrten, aber auch beim Tubenkatarrh und Paukenerguss. Taucher wenden das Valsalva-Manöver regelmäßig zur Anpassung des Mittelohrdruckes an den Wasserdruck an, um ein Barotrauma zu vermeiden.

3. Physiologie

Das Valsalva-Manöver hat verschiedene physiologische Effekte:

  • Über die geöffnete Tuba Eustachii erfolgt ein Druckausgleich zwischen Nasopharynx und Mittelohr.
  • Durch den Rückstau der Exspirationsluft in die unteren Atemwege steigt der intrathorakale Druck mit der Folge eines verminderten venösen Rückstroms ins rechte Herz. Das Schlagvolumen der rechten Herzkammer wird geringer. Durch den erhöhten Druck im gesamten Thorax geben jedoch die Lungenvenen mehr Blut in die linke Herzkammer, wodurch dort so lange ein erhöhtes Schlagvolumen abgegeben wird, bis der "Vorrat" in den Lungenvenen verbraucht ist. Der hierdurch bedingte Blutdruckabfall wird durch den Pressorezeptorenreflex kompensiert. Löst man die Situation nicht auf, kann ein Kollaps entstehen.

4. Klinik

4.1. HNO-Heilkunde

Im HNO-Bereich dient der Valsalva-Versuch zur Überprüfung der Durchgängigkeit der Tuba Eustachii und der Integrität des Trommelfells. Therapeutisch wird das regelmäßig durchgeführte Valsalva-Manöver bei Kindern zur Behebung einer chronischen Belüftungsstörung des Mittelohrs empfohlen. Forciert werden kann die Mittelohrbelüftung auch durch den Politzer-Versuch, wenn der "Valsalva" nicht gelingt.

4.2. Angiologie

In der Angiologie und Gefäßchirurgie verwendet man den Valsalva-Versuch zur besseren Darstellung der Beinvenen und zur Beurteilung einer Venenklappensuffizienz. Man beobachtet mit dem Valsalva-Versuch, wie sich die Venen in der Leistengegend (Vena femoralis communis) und im Bereich des Beins unter dem Druckaufbau verhalten, insbesondere, ob es Abflussstörungen gibt. Das kann mit einer gleichzeitigen Sonographie, aber auch mittels MRT oder einer MR-Angiographie geschehen. Die Ergebnisse sind allerdings von der Mitarbeit des Patienten abhängig.

4.3. Kardiologie

Das Valsalva-Manöver findet als eines der Vagusmanöver Anwendung bei der Normalisierung des Herzschlags durch Anregung des autonomen Nervensystems, z.B. bei der AV-Reentry-Tachykardie. Alternativ kann auch das modifizierte Valsalva-Manöver angewendet werden.

Im Rahmen der kardiologischen Diagnostik dient der Valsalva-Versuch der Überprüfung des Barorezeptorenreflexes bei gleichzeitiger Blutdruckregistrierung.

Bei der Auskultation einer hypertrophen Kardiomyopathie hört man, wenn der Patient während der Auskultation den Valsalva-Versuch durchführt, während der Systole über dem Erb'schen Punkt ein Pressstrahlgeräusch. Das kann dabei helfen, eine HCM von anderen Herzerkrankungen mit systolischem Herzgeräusch abzugrenzen.

4.4. Gynäkologie

In der Gynäkologie wird das Valsalva-Manöver im Rahmen der klinischen Untersuchung bei V.a. Beckenbodendysfunktion zum Auschluss einer Zystozele, einer Rektozele oder eines Vaginalprolapses eingesetzt. Ferner kann damit die Kontinenz überprüft werden.

4.5. Geburtshilfe

Das Valsalva-Manöver wird gelegentlich als so genanntes "Power-Pressen" in der Geburtshilfe eingesetzt, um das Tiefertreten des Kindes im Geburtskanal zu beschleunigen. Die Anwendung ist jedoch umstritten, d.h. es gibt Autoren, die es befürworten und andere, die es ablehnen.[1][2]

siehe auch: Toynbee-Versuch

5. Quellen

  1. Katrin Jesacher: Kritik an strikter Anleitung zu forciertem Pressen und Rückenlage der Gebärenden; Hebamme 2016; 29(03): 160-165 DOI: 10.1055/s-0042-108304
  2. Yildirim G1, Beji NK.: Effects of pushing techniques in birth on mother and fetus: a randomized study. Birth. 2008 Mar;35(1):25-30. doi: 10.1111/j.1523-536X.2007.00208.x.

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