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Synonyme: okulozephaler Reflex, VOR
Englisch: vestibulo-ocular reflex
Der Vestibulookuläre Reflex, kurz VOR, zählt zu den Hirnstammreflexen. Es handelt sich hierbei um eine bei Kopfbewegung reflektorisch erfolgende langsame kompensatorische Blickbewegung zur Gegenseite, die eine Stabilisierung des auf der Netzhaut abgebildeten Bildes zur Blickfixierung ermöglicht.
Die Verschaltung des vestibulookulären Reflexes erfolgt über 3 Neurone und ähnelt in ihren Afferenzen dem vestibulospinalen Reflex.
Bei Drehung des Kopfes erfolgt die Verschaltung des Reflexes über die Bogengangafferenzen auf die postganglionären Fasern des Nervus vestibulocochlearis im Ganglion vestibulare (1. Neuron). Diese projizieren auf die Vestibulariskerne (2. Neuron), in denen eine Umschaltung auf Projektionsfasern zum kontralateralen Abduzenskern erfolgt. Die dort terminierenden Fasern werden auf den Nervus abducens (Nervus VI) und via Fasciculus longitudinalis medialis auf den kontralateralen Nucleus nervi oculomotorii umgeschaltet (3. Neuron). Demgemäß erfolgt eine Abduktion des der Drehrichtung abgewandten Auges bei gleichzeitiger Adduktion des in Drehrichtung gelegenen Auges.
Gegenläufige vertikale Blickbewegungen werden über die Afferenzen der Maculae utriculi et sacculi via Nervus vestibulocochlearis, Vestibulariskerne und nachgeschaltete Augenmuskelkerne (Nucleus nervi oculomotorii, Nucleus nervi trochlearis) initiiert.
Die klinische Prüfung des vestibulookulären Reflexes erfolgt mittels Kopf-Impuls-Test nach Halmagyi und Curthoys.
Da der vestibulookuläre Reflex auch bei bewusstlosen und komatösen Patienten vorhanden ist ("Puppenkopfphänomen"), findet seine Überprüfung Anwendung in der Hirntod-Diagnostik.
Fachgebiete: Innere Medizin, Neurologie, Physiologie, Zentralnervensystem
Diese Seite wurde zuletzt am 27. Oktober 2017 um 11:34 Uhr bearbeitet.
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