Trinder-Reaktion
benannt nach dem britischen Biochemiker P. Trinder
Englisch: Trinder test
Definition
Die Trinder-Reaktion ist eine Nachweisreaktion der klinischen Chemie. Mit dieser Farbreaktion kann Wasserstoffperoxid und damit auch indirekt Cholesterin, Glukose, Harnsäure, Kreatinin, Laktat und Lipase quantitativ bestimmt werden.
Prinzip
Schlüsselenzym ist eine Peroxidase. Sie katalysiert in Anwesenheit von Wasserstoffperoxid folgende Reaktion:
Das dabei enstehende 4-(p-Benzochinon-monoimino)-phenazon färbt die Reaktionslösung lila. Je mehr H2O2 vorhanden war (und damit auch mehr des zu bestimmenden Analyten), desto mehr 4-(p-Benzochinon-monoimino)-phenazon ensteht. Mit zunehmender Stoffmenge steigt die Intensität der Färbung. Mithilfe eines Photometers kann diese Intensität bei einer Wellenlänge von 505, 510 oder 540 nm gemessen werden, was Rückschlüsse auf die Analytkonzentration zulässt.
Anwendungsbeispiele
Triglyzerid-Bestimmung
Triglyzeride (TG) werden über mehrere Schritte zu Dihydroxyacetonphosphat oxidiert, wobei Wasserstoffperoxid frei wird, was eine Trinder-Reaktion ermöglicht.
- TG + 3 H2O → Glycerin + 3 freie Fettsäuren
- Glycerin + ATP → Glycerin-3-Phosphat + ADP
- Glycerin-3-Phosphat + O2 → Dihydroxyacetonphosphat + H2O2
Gesamtcholesterin
Cholesterin liegt im Serum oder Plasma zum großen Teil als Ester vor. Durch Verseifung erhält man Cholesterin, was von der Cholesterinoxidase zu 4-Cholesten-3-on umgesetzt wird. Dabei wird Wasserstoffperoxid frei, welches in der Trinder-Reaktion nachgewiesen wird.
- Cholesterinester + H2O → Cholesterin + freie Fettsäure
- Cholesterin + O2 → 4-Cholesten-3-on + H2O2
Blutzuckermessung
Glucose wird durch die Glucoseoxidase zu Gluconsäure oxidiert und entstandenes H2O2 in der Trinder-Reaktion nachgewiesen.
- Glucose + H2O + O2 → Gluconsäure + H2O2
Kreatinin
Kreatinin wird in einer mehrstufigen Reaktion durch Kreatininase, Kreatinase und Sarcosinoxidase zu Glycin, Formaldehyd und Wasserstoffperoxid umgesetzt. Unter Katalyse durch Peroxidase bildet das Wasserstoffperoxid mit 4-Aminophenazon und 2,4,6-Trijod-3-hydroxybenzoesäure einen Chinoniminfarbstoff. Die Farbstoffkonzentration ist direkt proportional zur Kreatininkonzentration.
Harnsäure
Harnsäure wird von Uricase in Allantoin und Wasserstoffperoxid umgesetzt. Das entstandene H2O2 reagiert mit N,N-bis-(4-Sulfobutyl)-3,5-Dimethylanilin, Natriumsalz (MADB) und 4-Aminophenazon in Gegenwart von Peroxidase und bildet ein Chromophor (Trinder-Reaktion). Die Menge des gebildeten Farbstoffs ist proportional zur Harnsäurekonzentration in der Probe.
Störfaktoren
Acetylcystein kann als Störfaktor der Trinder-Reaktion wirken. Dies kommt jedoch nur bei der hoch dosierten Gabe als Antidot vor. Bei direkt proportionalem Reaktionsablauf werden die Parameter unter dem Einfluss von Acetylcystein zu niedrig bestimmt.
Den gleichen Effekt haben Metamizol und der Paracetamol-Metabolit N-Acetyl-p-Benzochinonimin (NAPQI).
um diese Funktion zu nutzen.