Toddler-Fraktur
Englisch: toddler fracture
Definition
Die Toddler-Fraktur ist ein Knochenbruch der unteren Extremität von Kleinkindern, der im zeitlichen Zusammenhang mit dem Gehbeginn steht. Typischerweise ist die distale Tibia betroffen.
Epidemiologie
Das Erkrankungsalter umfasst den 9. Lebensmonat bis zum 5. Lebensjahr. Am häufigsten sind die Kinder zwischen 1 und 3 Jahre alt.
Lokalisation
Zu den typischen Lokalisationen zählen:
- Tibia: distaler Schaft > proximaler Schaft
- Femur: Diaphyse oder Metaphyse
- Fibula: distale Diaphyse und Metaphyse
- Talus: Collum und Corpus
- Calcaneus
- Os cuboideum: nahe der Articulatio calcaneocuboidea
- Metatarsus
Ätiologie
Toddler-Frakturen stehen meist im Zusammenhang mit dem Erlernen des Gehens. Oft ist kein adäquates Unfallereignis bekannt, sodass sie meistens als Stressfrakturen angesehen werden.
Klinik
Klinisch werden Toddler-Frakturen häufig durch plötzliches Hinken auffällig. Weiterhin weigern sich die Kinder, die betroffene Extremität zu belasten. Bei Palpationen beklagen die Kinder Schmerzen.
Diagnostik
Eine Toddler-Fraktur wird radiologisch mittels konventioneller Röntgenaufnahmen diagnostiziert. In unklaren Fällen kommt eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Knochenszintigraphie in Frage.
Konventionelles Röntgen
Auffälligkeiten im Röntgenbild können bei fehlendem Trauma teils erst 7 bis 10 Tage nach Symptombeginn auftreten. Typisch ist eine Spiralfraktur des distalen Tibiaschafts. Es kann sich jedoch auch nur eine Krümmung von Tibia oder Fibula ohne Frakturlinie zeigen.
Je nach Lokalisation finden sich unterschiedliche Befunde:
- Tibia:
- Typ I: nicht-dislozierte Spiralfraktur des distalen Schafts (am besten in Schrägaufnahmen erkennbar)
- Typ II: Stauchung der proximalen anterioren Kortikalis, Querfraktur der posterioren Kortikalis
- Femur: Fraktur tritt im Vergleich zu Tibia und Rückfuß eher im jüngeren Alter auf
- Fibula: Stauchung oder Verbiegung des distalen Schafts
- Talus: sklerotische Linie entlang der kurzen Achse des Talushalses
- Calcaneus:
- Os cuboideum: sklerotisches Band parallel zur Articulatio calcaneocuboidea
- Metatarsus: Wulstfrakturen der Basis, insbesondere im 1. Strahl
Differenzialdiagnosen
- Kindesmisshandlung bzw. Korbhenkelfraktur: die Befunde können eine Toddler-Fraktur vortäuschen; bei Kindern, die noch nicht laufen können, muss immer an eine Kindesmisshandlung gedacht werden
- Osteomyelitis: meist vor dem 5. Lebensjahr; pathologische Laborwerte
- Osteoidosteom: fokale kortikale Verdickung; zentraler Nidus zeigt sich als rundliche Aufhellung
- Leukämie oder Neuroblastom-Metastasen: horizontale Aufhellungslinien in der Metaphyse, die meist breiter und weniger klar definiert sind als eine Frakturlinie; keine Sklerose
- septische Arthritis: Altersgipfel im Säuglingsalter
Therapie
Toddler-Frakturen sind in der Regel stabil und heilen unter konservativer Therapie mittels Gipsschiene ohne Folge aus.
Literatur
- John SD et al. Expanding the concept of the toddler's fracture, Radiographics. 1997
- Payares-Lizano M. The Limping Child, Pediatr Clin North Am. 2020
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