Streptogramine
Definition
Streptogramine sind Antibiotika, die sich von der Substanz Pristinamycin ableiten. Sie hemmen die bakterielle Proteinbiosynthese.
Hintergrund
Pristinamycin ist eine Substanz, die im Stoffwechsel des Bakteriums Streptomyces pristinaespiralis anfällt. Die Antibiotika dieser Stoffklasse wirken hemmend auf die Proteinbiosynthese diverser Bakterien. Durch die immer weiter fortschreitende Resistenzentwicklung gegen die älteren Antibiotika erlangten die Streptogramine nach und nach mehr Bedeutung in der Therapie von bakteriellen Infektionen. Der entscheidende Nachteil der Streptogramine ist ihr im Vergleich zu Penicillinen und Makroliden wesentlich ungünstigeres Nebenwirkungsprofil. Es kommt häufig zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Gerade mitunter starke Gelenk- und Muskelbeschwerden werden regelmäßig beobachtet.
Vertreter
Die beiden mit Abstand wichtigsten und bekanntesten Vertreter aus der Gruppe der Streptogramine sind:
Weitere Vertreter sind:
Wirkmechanismus
Streptogramine binden an die P-Stelle der 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen. Dadurch kommt es zu einer sofortigen Hemmung der Proteinbiosynthese. Bei einzelner Anwendung erzielt man so eine bakteriostatische Wirkung, das heißt die Bakterien werden zwar nicht abgetötet, sie können sich allerdings nicht weiter vermehren.
In einer Kombinationstherapie aus Quinupristin und Dalfopristin im Verhältnis 30:70 haben Streptogramine auch eine bakterizide Wirkung, d.h. es werden auch bestehende Bakterienkolonien dezimiert. Als wahrscheinlicher Grund gilt eine durch das Dalfopristin hervorgerufene, dauerhafte Konformationsänderung der P-Stelle der 50S-Unterheinheit der Ribosomen
Gruppe-A-Streptogramine alleine blockieren die Donor- und Akzeptorstellen des Ribosoms. Eine Bindung dieser Streptogramine an das Ribosom kann demnach nur erfolgen, wenn sich keine Acetyl-tRNA am Ribosom befindet. Gruppe-B-Streptogramine können zu jeder Phase der Proteinbiosynthese an das Ribosom binden und eine weitere Synthese von Aminosäuresequenzen unterbinden.
Pharmakokinetik
Streptogramine haben bei oraler Gabe eine schlechte Bioverfügbarkeit. Sie müssen daher intravenös verabreicht werden.
Indikation
Streptogramine werden bei folgenden Krankheitsbildern gegeben:
- komplizierte, schlecht heilende Hautinfektionen, die durch Gruppe A-Streptokokken und Methicillin-empfindliche Staphylokokken (MSSA) hervorgerufen werden
- im Krankenhaus erworbene Lungenentzündungen, hervorgerufen durch Vancomycin-resistente Enterokokken
Nebenwirkungen
- Lokalreaktion im Bereich der Injektionsstelle
- Ödeme und Entzündungen der umliegenden Gewebe
- Thrombosen
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- erhöhter Spiegel an konjugiertem Bilirubin
- Hypernatriämie
- Anämie
Wechselwirkungen
Streptogramine hemmen die hepatische Monooxygenase CYP3A4, welche für den Abbau zahlreicher Arzneistoffe in der Leber zuständig ist. Entsprechend kommt es bei Arzneistoffen, die durch CYP3A4 angebaut werden, zu einer Wirkungsverlängerung.
um diese Funktion zu nutzen.