Stomatitis papulosa (Rind)
Englisch: bovine papular stomatitis
Definition
Als Stomatitis papulosa bezeichnet man eine weltweit häufig vorkommende Virusinfektion beim Rind, die benigne Schleimhautläsionen verursacht.
Erreger
Der Erreger der Stomatitis papulosa ist das bovine Parapoxvirus 1 (BPV-1), das mit dem Pseudokuhpockenvirus (PCPV) verwandt ist. Das Virus gehört zur Gattung Parapoxvirus innerhalb der Familie Poxviridae.
Poxviridae sind ca. 200 nm große, komplex gebaute Viren mit einer linearen dsDNA.
Epidemiologie
Die Stomatitis papulosa tritt nahezu weltweit auf. Die Erkrankung verläuft in der Regel gutartig - tödliche Verlaufsformen sind extrem selten. Aufgrund der möglichen Verwechslungsgefahr mit anderen Virusinfektionen muss die Erkrankung bei Läsionen der Schleimhäute stets in Betracht gezogen werden.
Am häufigsten sind Rinder im Alter von 2 Wochen bis 2 Jahre betroffen. Die Morbidität kann bis zu 100 % betragen.
Pathogenese
Die Viren gelangen entweder direkt (über defekte Hautstellen) oder über Aerosole in Form einer Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute des Respirations- oder oberen Verdauungstrakts in den Körper. Im weiteren Krankheitsverlauf bilden sich typische Pockenläsionen. Initial kommt es zu Erythemen, die sich zu Papeln und anschließend zu Bläschen weiter entwickeln. Letztendlich entsteht eine Pockenpustel mit typischem Pockennabel, die abschorft.
Die Papeln dehnen sich häufig zentrifugal als rötlicher Ring mit grau-braunem Zentrum aus und heilen dann binnen 1 bis 2 Wochen selbstständig ab.
Klinik
Betroffene Tiere leiden häufig an leichtem Fieber und einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Futteraufnahme (Inappetenz). Durch die Läsionen der Maulschleimhaut kommt es zu vermehrtem Speicheln (Hypersalivation).
Differenzialdiagnosen
Diagnose
Das klinische Bild ist im Allgemeinen hinreichend für eine Diagnosestellung. In zweifelhaften Fällen kann ein direkter Erregernachweis mittels Elektronenmikroskopie oder PCR durchgeführt werden.
Therapie
Eine kausale Therapie existiert derzeit (2021) nicht. Die Behandlung konzentriert sich auf unterstützende Maßnahmen, z.B. regelmäßige Bepinselung der Läsionen mit milden antiseptischen Lösungen.
Prophylaxe
Jedes Kalb sollte einen eigenen Tränkeeimer verwenden.
Zoonotische Bedeutung
Das bovine Parapoxvirus 1 kann auch auf den Menschen übertragen werden. In seltenen Fällen entwickelt sich der sogenannte Melkerknoten - eine zwar schmerzhafte aber meist selbst limitierende Infektion der Hände.
Quellen
- Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 22.03.2021)
- ViralZone Poxviridae SIB Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 22.03.2021)
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